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Wie Schulen beim Schwimmen improvisieren müssen

Foto: dpa/Jens Kalaene

An den meisten Esslinger Grundschulen hat im vergangenen Jahr kein regulärer Schwimmunterricht stattgefunden. Aufgrund der Sanierung des Merkel’schen Bads bleibt das wohl auch nach den Sommerferien so. Wie reagieren die Schulen darauf?

Das Merkel’sche Bad in der Esslinger Innenstadt ist momentan eine große Baustelle. Neben Freizeitgästen bekommen auch Schülerinnen und Schüler die Sanierung der Anlage zu spüren. Einer Statistik der Landesregierung zufolge richteten insgesamt zehn Esslinger Grundschulen im abgelaufenen Schuljahr keinen Schwimmunterricht aus. Und das wird nach den Sommerferien wohl so bleiben.

Bernd Berroth, der Leiter des städtischen Amtes für Bildung, Erziehung und Betreuung, sagt: „Der überwiegende Teil der Schulen nutzt für den Schwimmunterricht das Merkel’sche Bad.“ Wegen der Bauarbeiten könnten dort aber derzeit und im kommenden Schuljahr keine Einheiten stattfinden, so Berroth weiter. Auf ihrer Webseite schreibt die Stadt, dass das Bad ab April 2025 wieder für den Unterricht öffne.

Wie gehen die Schulen damit um? Zumindest in den Sommermonaten mussten viele Kinder nicht komplett auf das Schwimmen während der Unterrichtszeit verzichten. Zu verdanken ist das dem SSV Esslingen. Der Schwimmverein bot Grundschulen an, sein eigenes Freibad zu nutzen. „Dort konnten wir zwei- bis viertägige Projekteinheiten ausrichten“, sagt Stefania Esposito, die stellvertretende Schulleiterin der Seewiesenschule. Mit dabei waren Lehrerinnen und Lehrer des Vereins, die sich ein Programm für die Klassen ausgedacht hatten. Davon profitierte nicht nur die Seewiesenschule. Auch andere Lehranstalten bekamen Zeiten im SSVE-Bad zugeteilt. Die Kosten dafür übernahm die Stadt, die den Schwimmunterricht nach eigenen Angaben jährlich mit rund 350 000 Euro fördert.

Für Esposito macht eine Episode während des „absolut gelungenen“ Projekts deutlich, wie gerne sich die Kinder im Becken aufhalten. Bislang ist es ein verregneter Sommer, davon waren auch die Einheiten der Seewiesenschule im SSVE-Bad betroffen. „An einem der Tage wurde es richtig kalt“, erzählt Esposito. „Die Schülerinnen und Schüler wollten aber trotz des Regens unbedingt ins Wasser.“ Deshalb fand der Ersatzunterricht nach Rücksprache mit den Eltern auch unter diesen Bedingungen statt. Danach ging es sofort unter die heiße Dusche, anschließend gab es Tee im Clubhaus. Für die Kinder sei es ein Erlebnis gewesen, sagt Esposito. „Die haben das richtig gefeiert.“

Gleichzeitig zeigt diese Anekdote, dass solche Notlösungen den regulären Schwimmunterricht nicht ersetzen können. Schließlich ist es spätestens ab Herbst zu kalt, um ins Freibad ausweichen zu können. Bei der Schwimmausbildung gebe es zwei Hauptprobleme, sagt Eleonore Wagner, die Vorsitzende des DLRG-Landesverbandes in Baden-Württemberg. Eines davon sei – wie in Esslingen – der Mangel an Bädern. „Außerdem haben einige Schulen nicht genug qualifizierte Lehrkräfte“, fügt Wagner hinzu. Nach Angaben der Landesregierung fand an 17 der insgesamt 102 Grundschulen im Landkreis Esslingen im vergangenen Schuljahr kein Schwimmunterricht statt. In sechs Fällen wird unter anderem Personalmangel als Grund genannt.

Hier sollen neue Fördermittel des Landes Abhilfe schaffen. Im Zuge des Programms „Schwimmfidel“ bekommen Vereine und DLRG-Ortsgruppen künftig bis zu 1100 Euro für jede qualifizierte Personen, die eine Grundschullehrkraft über 30 Unterrichtseinheiten hinweg unterstützt. Andere Programme zielen auf Anfängerschwimmkurse außerhalb des Unterrichts oder an Kindertagesstätten sowie auf die Ausbildung von Rettungskräften ab. Die Seewiesenschule ist hingegen schon jetzt gut aufgestellt: „Wir haben genug Sportlehrerinnen und Sportlehrer, die einen Schwimmschein besitzen“, sagt Esposito. Sie fügt hinzu: „Für die ist der Schwimmunterricht eine Herzensangelegenheit. Wir warten nur darauf, dass wir wieder in ein Hallenbad können.“

Ursprünglich war geplant, dass Badegäste im kommenden Februar und damit vor der traditionellen Sommerschließung ab Mai ihre ersten Bahnen schwimmen können. Nun wird es April. Da lohne es sich nicht mehr, vor der Sommerschließung in den regulären Betrieb zu starten, so die Stadtverwaltung. Anders sieht es aus für Vereine und Schulen: Sie können das Schwimmbad bereits ab Mitte April für Training und Unterricht nutzen. Alle anderen können das sanierte Bad dann nach dem Ende der Freibadsaison und damit Anfang September 2025 nutzen. (vs)