Vor einem Jahr legt Verkehrsminister „Andi“ Scheuer, CSU der EU ein Papier vor, um zu beweisen, die Grenzwerte für Luftschadstoffe seien in der EU zu streng. Diesem Papier liegen Rechnungen eines Lungenfacharztes zugrunde, der mithilfe von Dreisatz-Rechnungen der Expertise der WHO entgegentreten wollte. Ein Arzt, der Schwierigkeiten hat, relative und absolute Bezugsgrößen auseinanderzuhalten. Seine Berechnungen eignen sich allenfalls zur Fehleranalyse im Matheunterricht der Unterstufe (www.feinstaub-esslingen.de/verkehr.htm).
Leider besteht häufig ein Missverständnis darüber, was akademische Titel bedeuten. Wie unser Lungenfacharzt beweist, kann man Titel tragen, ohne den Dreisatz in Gänze durchdrungen zu haben. Ärzte sind nicht automatisch Epidemiologen! Das wäre gerade so, als wenn ein PC-Verkäufer behauptet, er könne das bessere PC-Betriebssystem programmieren. Auch in der aktuellen Krise entdecken einige ihre virologischen Talente, um uns diese kund zu tun.
Für saubere Atemluft fordert die WHO von der EU, diese solle ihre laschen Grenzwerte endlich an epidemiologische Erkenntnisse anpassen. Für Feinstaub sind die Grenzwerte in der EU doppelt so hoch wie von der WHO empfohlen.
Mit der Pandemie hat die WHO weitere Gegnerschaft bekommen: Esoteriker, Impfgegner, Populisten und Verschwörungstheoretiker. Allen ist ihre Wissenschaftsfeindlichkeit gemeinsam. Und ja, die WHO ist unterfinanziert und deshalb auf zweckgebundene Spenden angewiesen. Das liegt daran, dass die WHO ihre Unabhängigkeit ständig durch Nennung unbequemer Wahrheiten unter Beweis stellen muss. Die zur Zahlung verpflichteten Staaten entziehen ihrer Unterstützung, wenn ihnen der Kurs der WHO nicht gefällt.
Hier helfen zwei Dinge: zweckUNgebundene Spenden und die Stärkung demokratischer Systeme. Dabei sind Esoteriker, Imfpgegner, Verschwörungstheoretiker oder Populisten und Demokratiezerstörer keine Hilfe.