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Kiefer, Jochbein und Augenhöhle des Opfers waren gebrochen: Ein 31-Jähriger und ein 27-Jähriger sind wegen versuchten Totschlags angeklagt. Die Tat hat sich im Januar in Esslingen ereignet. Nun startet der Prozess.
Beim Anblick ihres Verlobten konnte sie ihre Tränen nicht mehr verbergen. Kurz nach der Eröffnung der Verhandlung vor der 19. Strafgerichtskammer des Landgerichts Stuttgart musste die junge Frau den Gerichtssaal aber wieder verlassen, weil sie eine Zeugin der mutmaßlichen Tat ihres Verlobten ist. Gemeinsam mit einem 27-jährigen Bekannten wird dem 31-Jährigen vorgeworfen, in der Nacht auf den 28. Januar zunächst einen Mann bedroht und entführt zu haben. Anschließend sollen die beiden mit einem weiteren Unbekannten und dem Entführten zu einer Wohnung gefahren sein, wo sie die Freundin des mutmaßlichen Haupttäters vermuteten. Vor Ort sollen die drei Angreifer das Opfer in seiner Wohnung verprügelt haben. Die Staatsanwaltschaft sieht darin einen versuchten Totschlag.
Bereits wenige Tage nach der Tat klicken die Handschellen. Am 2. Februar werden die beiden Angeklagten verhaftet. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Zu Beginn der Untersuchungshaft habe er seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht, berichtete der Angeklagte am ersten Verhandlungstag. Vielleicht wird das von der Staatsanwaltschaft als On-Off-Beziehung beschriebene Verhältnis damit verstetigt. Hintergrund der Tat ist der Aufenthalt der jungen Frau über Nacht in der Wohnung des späteren Opfers.
Als der 31-jährige Hauptangeklagte davon erfahren hatte, dass sich seine Freundin über Nacht in der Wohnung des späteren Opfers aufhält, ist er losgezogen, um sie zu suchen. Allerdings wusste er offenbar nicht genau, wo sich die Wohnung befindet. Gemeinsam mit zwei Bekannten ist er deshalb zunächst zu einer Person gefahren, von welcher er den genauen Aufenthalt seiner Freundin erfahren wollte. Dafür soll der Mann mit Cuttermessern bedroht worden sein. Anschließend soll er die drei Täter unfreiwillig zu der Wohnung begleitet haben.
Vor Ort sollen sich die drei Täter in den frühen Morgenstunden gewaltsam Zugang verschafft haben. In der Wohnung in Esslingen-Wäldenbronn soll es zu einer heftigen Auseinandersetzung gekommen sein. Dem Opfer wurde dabei laut Staatsanwaltschaft mit Winterstiefeln ins Gesicht getreten. Das Opfer habe mehrere Knochenbrüche im Gesicht davongetragen. Der Kiefer, das Jochbein und die Augenhöhle seien gebrochen gewesen. „Er musste sich einer Operation unterziehen“, heißt es in der Anklageschrift. Außerdem sei das Opfer im Schwitzkasten gewürgt worden. Ferner sollen die Täter ihr Opfer auf einem Bett fixiert und mit Schlägen malträtiert haben. Die Täter hätten den Tod des Opfers in Kauf genommen, erklärte die Staatsanwaltschaft.
Ob sich die Angeklagten zu den Vorwürfen äußern, stand am ersten Verhandlungstag noch nicht fest. Worüber beide Angeklagten berichteten, war ihre bisherige Biografie. Beide sind seit dem Jugendalter immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Beide berichteten, sie hätten massive Drogen- und Alkoholprobleme. Hinzu kommt, dass der Hauptangeklagte bereits in der Vergangenheit immer wieder durch Aggressivität aufgefallen sein soll. Ein Kind aus einer früheren Beziehung dürfe er nur unter Aufsicht sehen.
Für die weitere Verhandlung sind fünf weitere Verhandlungstage terminiert. Ein Urteil wird am 18. September erwartet. (pb)