Foto: Uli Deck/dpa
In Städten wie Kehl haben die invasiven Ameisen bereits Strom-und Internetausfälle verursacht. Kürzlich wurden sie auch an einer Lärmschutzwand in Esslingen nachgewiesen. Von der heimschen Garten- und Wegeameise sind sie kaum zu unterscheiden, aber sie können mitunter große Schäden anrichten. Die invasive Ameisenart Tapinoma magnum, die ursprünglich im Mittelmeerraum heimisch ist, breitet sich seit ein paar Jahren in Deutschland aus. Seit April hat sich laut den staatlichen Naturkundemuseen in Karlsruhe und Stuttgart die Zahl der betroffenen Kommunen im Südwesten mehr als verdoppelt. Dort wird derzeit an der Ausbreitung der Art geforscht. Die Ameisen breiten sich jedoch nicht schlagartig seit April aus, sondern gebe es schlicht mehr Sichtungen, da die Menschen für die Thematik sensibilisiert worden seien und genauer hinschauen, wenn sich beispielsweise im Garten besonders viele der kleinen schwarzen Insekten tummeln. Seit Kurzem steht Esslingen auf der Liste der betroffenen Städte. „In Esslingen gibt es aktuell eine Sichtung dieser Ameisenart. Betroffen ist davon ein Bereich an einer Lärmschutzwand, also eine öffentliche Fläche“, bestätigt Matthias Scheider, Leiter des Grünflächenamts der Stadt. Auch in Nürtingen wurden die Ameisen bereits nachgewiesen.
Auf den ersten Blick sind die vornehmlich schwarzen etwa zwei bis vier Millimeter langen Tiere unscheinbar. Jedoch bauen sie laut den baden-württembergischen Naturkundemuseen sogenannte Superkolonien, die über die Jahre immer weiter wachsen und Hunderttausende bis Millionen Ameisen beheimaten. Beim Bau dieser Kolonien können dann auch Schäden an Infrastrukturen entstehen, wenn beispielsweise Wege oder Straßen unterhöhlt werden.
Auf der Internetseite der Naturkundemuseen gibt es einen Leitfaden, wie man die Tiere erkennen kann. Ein Merkmal ist beispielsweise die große Menge an Ameisen. Die Insekten bilden ausgehend von ihrer Kolonie teilweise mehrspurige Ameisenstraßen. Ein weiterer Hinweis ist der Geruch: zerdrückt oder reizt man eine Ameise, „verströmt sie einen intensiven Geruch, der nur schwer mit bekannten Gerüchen vergleichbar ist“, heißt es auf der Website. Meint man, dass man ein Tier entdeckt hat, kann man zur Verifizierung Fotos der Tiere per Mail an tapinoma@smns-bw.de schicken. Es wird empfohlen, auch direkt die Gemeinde über eine gesicherte Entdeckung der Insekten zu informieren, da ein schnelles, koordiniertes Vorgehen im größeren Maßstab auf öffentlichen und privaten Grundstücken entscheidend sei.
Den Einsatz von Insektiziden sollte man laut den Ameisenexperten einem professionellen Schädlingsbekämpfer überlassen, da dadurch größere Schäden an der Umwelt entstehen können. In Tübingen bekämpfen die Anwohner die Ameisen mit heißem Wasser, um die Kolonie im Wachstum zu bremsen. In Kehl werden inzwischen auch Heißwassergeräte eingesetzt, mit denen die Kolonien durchspült werden können.
„Wir prüfen derzeit in Abstimmung mit dem Landkreis Esslingen, wie wir in Bezug auf die Ameisenart weiter vorgehen und wie wir mit möglichen künftigen Sichtungen umgehen“, sagt der Grünflächenamtsleiter Matthias Scheider. (ff)