Foto: Roberto Bulgrin
Das Semester beginnt mit Pommes und Currywurst. Beliebt sei die Kombi auf jeden Fall, aber eine ganze Woche lang, das werde dann doch etwas eintönig, sind sich zwei Studierende der Informationstechnik einig. Ernüchtert ziehen die beiden wieder ab, während sich andere ihr Mittagessen an den Biertischen unterhalb der Mensa am Campus Flandernstraße der Hochschule Esslingen schmecken lassen.
Dort hat das Studierendenwerk Stuttgart einen Foodtruck aufgestellt, an dem es neben einem warmen Gericht lediglich belegte Brötchen, süße Teilchen und Getränke gibt. Das Angebot sei im Vergleich zum Mensabetrieb deutlich geschrumpft, sagt eine Studentin. Bisher gab es täglich zwei warme Gerichte, die Auswahl war an jedem Wochentag eine andere. Von diesem Semester an bleibt die Küche in der Mensa kalt. Zu groß, zu teuer und zu wenig frequentiert – so listet das Studierendenwerk die Gründe für die überraschende Schließung auf.
Gut möglich, dass nun die Schlangen vor den Mikrowellengeräten im Haus noch länger werden. Schon vor der Mensaschließung hatten sich viele Studierende ihr Essen von zu Hause mitgebracht, berichten einige Wartende am Foodtruck. Das habe sich während der Coronapandemie bei vielen eingebürgert, spare Geld, und man könne sein Wunschgericht genießen.
„In der Vorlesungszeit gaben wir an einigen Tagen weniger als 100 Essen aus“, beschreibt Marco Abe, der Geschäftsführer des Studierendenwerks Stuttgart, die gesunkene Nachfrage in der Mensa Flandernstraße, die für 460 Gäste ausgelegt ist. Ursprünglich sei die Küche für die Zubereitung von mehr als 2000 Essen täglich konzipiert worden. Beim Bau sei man von einer stärkeren Nutzung des Hochschulgeländes ausgegangen, sagt Abe.
Während sich am Campus Stadtmitte die Besucherzahlen in der Mensa, die 200 Plätze aufweist, seit dem coronabedingten Einbruch inzwischen auf zwei Drittel der Nachfrage vor der Pandemie angenähert hätten, dümpelt die Nachfrage in der Flandernstraße vor sich hin. Wurden im Jahr 2017 dort noch 77 000 Essen verkauft, waren es 2022 lediglich 27 400. Nach Abes Worten passen in der Stadtmitte Größe und Nachfrage zusammen, der Betrieb befinde sich in einem Bau mit moderner Gebäudetechnik. Die Mensa sei zur Mittagszeit ausgelastet und gebe fast 600 Essen täglich aus.
Der Betrieb Flandernstaße sei hingegen hochdefizitär gewesen. 2022 „verzeichneten wir einen Verlust von einer halben Million Euro“, sagt Abe und macht dafür die „massiven Preissteigerungen – vor allem im Energiesektor und bei den Lebensmitteln“ verantwortlich. Das habe gravierende Auswirkungen auf das Studierendenwerk Stuttgart. Speziell an weniger frequentierten Campus-Standorten wirkten sich die Kostensteigerungen „leider besonders stark aus“. Erschwerend komme am Campus Flandernstraße hinzu: „Das Gebäude ist überdimensional groß für die Nachfrage und stark sanierungsbedürftig. Da die Hochschule Esslingen den Campus zugunsten der Neuen Weststadt mittelfristig aufgibt, investiert das Land verständlicherweise nicht mehr in die Sanierung“, sagt Abe.
Große Teile der Küche seien in den Jahren vor der Coronapandemie zurückgebaut und nur ein Drittel der Kühlhäuser sei genutzt worden. Aufgrund der offenen Bauweise des Mensagebäudes könnten im Gästebereich keine Teile abgetrennt werden. Lediglich die Anzahl der Sitzplätze sei über die Jahre verringert worden.
Damit die Studierenden im Wintersemester in der Flandernstraße nicht im Freien essen müssen, sucht das Studierendenwerk nach geeigneten Räumen. Markus Tritschler, Prorektor für Gebäude und Infrastruktur an der Hochschule, sei im Austausch mit dem Studierendenwerk, sagt eine Sprecherin der Hochschule. Auf die Frage, ob weitere Einrichtungen am Standort Flandernstraße von Einsparungen betroffen seien, heißt es: „Wir wissen aktuell nicht, was das Studierendenwerk plant.“ (com)