Foto: Johannes M. Fischer
Das Meer. Das Rauschen. Der Horizont. Plötzlich – Heimflug und Ende der Urlaubsidylle. Doch sie ist nicht verloren. Schüler der John-F.-Kennedy-Schule in Esslingen haben eine Geschäftsidee gegen den Heimkehrer-Blues entwickelt – einen Bilderrahmen mit Audiodateien. Beim Anschauen von Urlaubsbildern kann so Meeresrauschen ertönen. Bei Hochzeitsfotos darf das entscheidende Ja-Wort nochmals gehört werden. Bei Aufnahmen von Geburtstagsfesten kann das Ständchen mit „Happy Birthday“ erneut abgespielt werden.
Diese gut klingende Idee mit dem Audio-Bilderrahmen und drei weitere, von Schülern kreierte Geschäftsmodelle wurden einer vierköpfigen Jury an der John-F.-Kennedy-Schule präsentiert. Das Preisgericht, zu dem auch Johannes M. Fischer, der Chefredakteur der Eßlinger Zeitung, gehörte, musste sich am Ende eines Workshop-Tages zum Thema Unternehmensgründung für eine Siegeridee entscheiden.
Labyrinth Flughafen. Unmengen von Schildern, Terminals, Anzeigetafeln und Durchsagen verwirren. Ein kleines Gerät, so erklärt eine andere Schülergruppe, verspricht Hilfe. Die Bordkarte wird eingescannt und schon spuckt der Apparat nützliche Infos aus: „Noch 45 Minuten bis zum Abflug. Rechts ist ein Café für einen kleinen Snack. Links ist ein Zeitschriftenladen. In 500 Metern finden Sie eine Ruhebank.“ Finanzieren würde diese Orientierungshilfe der Flughafen. Drei Minuten hatten auch diese Schüler Zeit für die Präsentation ihres Businessplanes. Im Anschluss an die Vorstellung durfte die Jury noch einmal drei Minuten lang Fragen zur Konkretisierung stellen. Insgesamt machten 18 Schüler der zwölften Klasse des Wirtschaftsgymnasiums an der John-F.-Kennedy-Schule mit, erklärt Mitorganisator Levin Trautwein. Aus den 17- und 18-Jähringen wurden zwei Gruppen mit je vier Schülern und zwei Teams mit je fünf Schülern gebildet. Das große Über-Thema waren die ersten Schritte auf dem Weg zu einer beruflichen Selbstständigkeit, und der Morgen war für ein Kennenlernen, ein Briefing und eine Einführung in die Materie genutzt worden. Behandelt wurden Problemlösungen, Konkurrenzbeobachtung, Kundengewinnung, Vertrieb oder Werbung. Das Back-up haben die Schüler so vorab erhalten. Das unternehmerische Konzept und seine Präsentation mussten sie sich selbst ausdenken.
Panikattacke vor der Bank. Wo ist die Kreditkarte zum Geldabheben? Die Suche erzeugt Stress. Schüler der dritten Gruppe halten eine Lösung parat – ein Armband, auf dem alle Karten digital gespeichert sind. Geld-, Kunden-, Versicherten- oder Einkaufskarten sind virtuell abrufbar. Die Jury hat kritische Nachfragen: Wer soll das bezahlen? Wie werden die Ausgaben verbucht? Wie hoch sind die Kosten? Etwas abseits von Schülern und Jury erklärt Levin Trautwein, dass die Präsentationen Teil eines eintägigen Innovationsworkshops an der Schule seien. Veranstaltet wird er im Rahmen der Landeskampagne „Start-up BW“, die vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Stuttgart gefördert wird. Die Initiative möchte die Start-up-Szene pushen, Gründungsinteressierten Mut machen, Schülern das Thema Firmengründung nahebringen, kreative Lösungsfindungen anregen. Die von der Jury ausgewählte Siegergruppe der JFK-Schule kann sich für die Landesauswahl Start-up BW Young Talents bewerben: „Neben weiteren Qualifizierungsmaßnahmen besteht die Möglichkeit zur Teilnahme am Landesfinale.“
Inzwischen startet die Präsentation der vierten Gruppe. Schon der erste Satz ist ein Knaller: „Habt ihr es auch satt, eure Eltern dauernd um Geld bitten zu müssen?“ Die Schülergruppe hat sich ein Mittel gegen klamme Kassen ausgedacht – eine Mini-Job-Börse speziell für Jugendliche. Wer Hilfe beim Rasenmähen, beim Einkaufen oder Aufräumen braucht, kann sein Anliegen einspeisen. Die Angebote werden an junge Erwachsene weitergeleitet, die sich beim Auftraggeber melden und so Geld verdienen können.
Das war die letzte Geschäftsidee. Die Jury zieht sich zur Beratung zurück. Währenddessen erklärt Levin Trautwein, dass das Landesprojekt „Start-up BW“ für alle Schulformen ab Klassenstufe 9 im Land gedacht ist. Die Schüler werden für einen Tag vom Unterricht frei gestellt, der Workshop wird von einem externem, extra dafür geschultem Team organisiert. An der JFK-Schule sind er und ein Kollege für die Durchführung zuständig.
Da kommt die Jury von der Beratung zurück. Die Spannung steigt. Alle Geschäftsideen waren gut. Doch Gewinner ist die Mini-Job-Börse.