Foto: CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Bereits 600 Jahre vor der Zeit des Nationalsozialismus mussten die Esslinger Juden Hass, Verfolgung und letztlich Vernichtung erfahren. Im Jahr 1348, nachdem sie sich seit fast hundert Jahren in Esslingen angesiedelt hatte, wurde die jüdische Gemeinde im Zuge von Pestpogromen von ihren christlichen „Mitbürgern“ vertrieben und ermordet. Genau wie in der NS-Zeit waren auch im Mittelalter die Gründe für Vertreibung und Vernichtung: Hass, Vorurteile, Missgunst, Habgier und die Suche nach einem Sündenbock. Am 27. Januar 2023 erinnern wir an den 78. Jahrestag der Befreiung des „Konzentrationslagers“ Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee, das zum Sinnbild für den industriellen Massenmord an den Juden Europas, aber auch Sinti und Roma, Behinderten, psychisch Kranken und weiteren durch die Funktionäre des NS-Staates und ihren Helfern wurde. Und nicht zu vergessen die Massaker an der Zivilbevölkerung in den vom Deutschen Reich überfallenen Staaten, darunter auch die Ukraine. Der Beginn der NS-Schreckensherrschaft liegt nun fast ein Jahrhundert zurück. Ist es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen? Dem möchte ich ein Zitat des US-amerikanischen Philosophen George Santayana entgegenstellen: „Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Dies sehen wir aktuell bei Putin in Russland, der aus der Geschichte nicht lernt, sondern sie instrumentalisiert. Was aber ist mit uns Deutschen, haben wir – angesichts täglicher Anfeindungen und Angriffe gegen Juden und andere Minderheiten – aus unserer Geschichte gelernt? Diese Frage ist nicht abschließend zu beantworten. Betonen möchte ich aber: Lernen bedeutet nicht „lesen und wieder vergessen“, sondern „begreifen und entsprechend handeln“.