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Lieber in Esslingen als in Athen unterwegs

Foto: Roberto Bulgrin

Der Verkehrsverbund Stuttgart hat den Busfahrer des Jahres im Landkreis Esslingen ausgezeichnet. „Für mich ist jeder Tag ein Ausflug“, sagt der Geehrte. Allerdings habe die Arbeit auch ihre schwierigen Momente.

Manchmal fühlt sich Spyridon Kounouslis ein wenig einsam in seiner Kabine. Der Esslinger Busfahrer findet es schade, wenn Menschen beim Einsteigen wortlos an ihm vorbeihuschen. Umso glücklicher ist er dafür, wenn seine Begrüßungen erwidert werden. Der 64-Jährige sagt: „Ich möchte mit meinen Fahrgästen kommunizieren.“ Diese offene Art scheint gut anzukommen. So hat Kounouslis nach 2018 zum zweiten Mal die Auszeichnung zum Busfahrer des Jahres im Kreis Esslingen erhalten.

Damit ehrt der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) Fahrerinnen und Fahrer aus seinen verschiedenen Bezirken. Fahrgäste konnten online Nominierungen einreichen. Danach entschied eine Jury des VVS. Dass die Wahl 2024 im Kreis Esslingen erneut auf Kounouslis fiel, hängt mit dessen Begeisterung für seine Arbeit zusammen. Der gebürtige Grieche sagt: „Für mich ist jeder Tag ein Ausflug.“ Ihm gefällt die Abwechslung seiner Touren für das Busunternehmen Schlienz. So kann es vorkommen, dass er im Remstal startet, über Aichwald nach Esslingen kommt und bis zum Stuttgarter Flughafen weiterfährt. Als Lieblingsstrecke nennt er die Expresslinie zwischen dem Flughafen und Kirchheim.

Romantisieren will Kounouslis seinen Job aber nicht: „Manchmal, wenn es Stau gibt und ich schnell auf eine andere Linie wechseln muss, bleibt keine Zeit mehr für die Toilette und für das Essen.“ Er und seine Kolleginnen und Kollegen arbeiten, mit Pausen, bis zu elf Stunden am Tag, auch an Feiertagen. „Diese Urkunde gebührt allen Busfahrerinnen und Busfahrern“, sagt Kounouslis deshalb über seine Auszeichnung. Während sich die Spätschicht bei Schlienz bis tief in die Nacht zieht, beginnt die Frühschicht schon um 3 Uhr morgens. Das stört Kounouslis allerdings nicht. In Athen arbeitete er einst 25 Jahre lang als Bäcker. „Deshalb bin ich es gewöhnt, früh aufzustehen.“

2012 zog der zweifache Vater mit seiner Familie nach Esslingen. „Die Zukunft in Griechenland sah damals nicht so gut aus“, sagt Ehefrau Vasso zu den Beweggründen. In Deutschland arbeitete ihr Mann zunächst ebenfalls in einer Bäckerei. „Dort habe ich aber nicht viel Geld bekommen“, sagt er. Deshalb wechselte er den Beruf und landete 2016 bei Schlienz. „Ich wollte es noch einmal als Busfahrer probieren“, sagt er. In der alten Heimat hatte Kounouslis diesen Job schon einmal für drei Jahre ausgeübt. Das sei in Athen jedoch sehr anstrengend gewesen. „Dort parken die Leute überall und laufen ständig über die Straße“, erzählt der ursprünglich von der Insel Lesbos stammende Kounouslis. Das Fahren im Kreis Esslingen fällt ihm dagegen deutlich leichter. Der Grund: „Hier gibt es weniger Verkehr.“

Ein schöner Moment ist es für ihn, wenn er beruflich an seinem Zuhause in der Neckarstraße vorbeikommt. „Dann grüße ich meine Frau“, sagt der Busfahrer des Jahres. Vasso Kounouslis kann die Leidenschaft ihres Mannes nachvollziehen. Hauptberuflich ist sie zwar als Raumausstatterin tätig. Immer wieder bringt sie jedoch selbst mit einem Neunsitzer Kinder zur Rohräckerschule. „Das macht mir auch Spaß“, sagt sie. Sie fügt hinzu, dass das Busfahren der Familie beim Zurechtfinden in Deutschland geholfen habe. Auf diese Weise komme man in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen. Auch deshalb dürfte ihr Mann noch eine Weile auf den Straßen im Landkreis unterwegs sein. „Vielleicht gehe ich nächstes Jahr in Rente“, sagt Kounouslis zwar. Ans Aufhören denkt er dennoch nicht. Stattdessen kündigt er an: „Ich fahre weiter.“ (vs)