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Die Leerung von Bio- und Restmülltonnen im Kreis Esslingen kommt immer wieder aus dem Takt. Der Chef des Abfallwirtschaftsbetriebes nennt die Gründe dafür.
Bei der Müllabfuhr läuft es in Teilen des Landkreises Esslingen nicht rund: In den vergangenen Wochen blieben im östlichen Abfuhrgebiet häufig Bio- und Restmülltonnen ungeleert am Straßenrand stehen, weil das beauftragte Entsorgungsunternehmen Prezero aufgrund personalbedingter Ausfälle mit den Touren nicht mehr hinter kam. Die Probleme wurden so massiv, dass sich der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) genötigt sah einzugreifen. Doch trotz aller Maßnahmen sei mit einer schnellen Verbesserung nicht zu rechnen, dämpfte AWB-Chef Michael Potthast die Erwartungen.
Hinter Potthast und seinem Team liegen nervenaufreibende Wochen. Wie er am Donnerstag im Ausschuss für Technik und Umwelt des Esslinger Kreistages berichtete, hat der Kundenservice des AWB mehr als 2000 Beschwerdeanrufe pro Werktag entgegengenommen. Das sei das Sechsfache des üblichen Aufkommens. Darüber hinaus seien täglich 600 bis 700 Mails eingegangen. „Wir haben die Reklamationen an Prezero weitergeleitet, mussten aber feststellen, dass sie ins Leere liefen.“
Im Austausch mit dem Abfuhrunternehmen seien daraufhin wiederholt Notfallpläne zur Abholung der stehengebliebenen Tonnen erarbeitet worden. „Wir haben versucht, die Firma so gut es geht zu unterstützen“, beteuerte Potthast. Doch die getroffenen Absprachen habe Prezero nicht eingehalten – weshalb der AWB laut seinem Geschäftsführer inzwischen Vertragsstrafen für nicht erbrachte Leistungen ausgesprochen hat, die „in einem mittleren fünfstelligen Bereich“ liegen. Dieses Geld, so Potthast, fließe in die Gebührenkalkulation ein und komme so letztlich den Bürgern zugute. Eine direkte Erstattung an die Kunden sei nicht möglich, fügte er mit Verweis auf die Abfallwirtschaftssatzung des Kreises hinzu.
Darüber hinaus hat der Abfallwirtschaftsbetrieb sogenannte Ersatzvornahmen angewiesen, also weitere Entsorgungsunternehmen aus der Region zur Unterstützung angefordert. Die Kosten dafür, bislang 6000 Euro, werden Prezero in Rechnung gestellt. Allerdings dürften Ersatzfirmen erst beauftragt werden, wenn der eigentliche Auftragnehmer nicht innerhalb von 24 Stunden nachbessere, betonte der AWB-Chef. Diese Möglichkeit wolle man Prezero nicht verwehren. „Deshalb agieren wir eher zurückhaltend.“
Auch von einer Kündigung der Zusammenarbeit rät der AWB-Chef ab – auch wenn man das prüfe. „Denn damit ist es ja nicht getan“, meint Potthast. „Wer fährt dann ab?“ Er hält es für sinnvoller, weiterhin Druck auf Prezero auszuüben, damit sich strukturell etwas ändert. Immerhin läuft der seit 2022 geltende Vertrag über insgesamt sieben Jahre. Potthast räumt jedoch ein: Die Kommunikation mit dem Management sei nicht einfach: „Wir hatten in den vergangenen drei Jahren 18 Ansprechpartner.“
Das Problem ist kein Einzelfall – vor zwei Jahren gab das gleiche Müllchaos im westlichen Abfuhrgebiet des Kreises, in dem die Firma Alba für die Entsorgung von Bio- und Restmüll zuständig ist. Offenbar liegt der Fehler im System. Die Frage aus den Reihen der Fraktionen kam daher prompt: Warum kann der AWB nicht einfach regionale Entsorger, die sich vor Ort auskennen, mit der Sammlung beauftragen? Weil es ab einer bestimmten Summe für die Erbringung von Dienstleistungen eine Pflicht zur EU-weiten Ausschreibung gebe, lautete die Antwort des Geschäftsführers. Und es bringe hier nichts, das Kreisgebiet in viele kleine Lose aufzuteilen.
Auch der Idee, zumindest die Biomüllentsorgung in kommunale Hand zu legen, erteilte er eine Abfuhr. Für das Saisongeschäft zwischen Mai und Oktober fehle das Personal, erläuterte der AWB-Chef. Im Sommer, wenn sich der Abfuhrtakt erhöht, weil sich die Menge an Biomüll und Grüngut verdoppelt, bräuchte man 30 bis 40 zusätzliche Mitarbeiter.
Inzwischen habe sich die Situation im östlichen Abfuhrgebiet deutlich gebessert. „Aber sie ist noch nicht zufriedenstellend“, sagte Potthast. Von einer geregelten Müllabfuhr sei man noch weit entfernt. „Wir schieben eine Bugwelle vor uns her.“ Derzeit arbeite man mit Hochdruck daran, betroffene Ortsteile und Straßenzüge abzuarbeiten.
Doch dort, wo vereinzelt Behälter stehen geblieben sind, sei die Sache komplizierter. „Das fällt ja erst auf, wenn die Leute anrufen.“ Ob die Tonnen tatsächlich geleert wurden, werde nämlich nicht überprüft. Abhilfe könnte das Anbringen eines Chips sein, räumte Potthast ein. Dieses sogenannte Behälter-Ident-System gibt Auskunft darüber, wann, wo und wie oft welche Tonnen geleert werden. Es kommt bereits in einigen Städten und Kreisen zum Einsatz. Der AWB denkt nun darüber nach.