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Imbiss für Kunst

Foto: Markus Brändli

Esslingen ist neuerdings um eine kulturelle Attraktion reicher: Die Künstlerinnen Heidi Graf und Angelika Paints haben am Ottilienplatz einen „Kunst-Imbiss“ eröffnet.

Das bunte Werbekärtchen will neugierig machen: „Zwischen Ottilienplatz und Küferstraße in Esslingen entsteht ein magischer Ort für Neugierige, Flaneure und Kunsthungrige“, wird da versprochen. Und weiter: „Im ‚Kunst-Imbiss’ erwartet Euch ein außergewöhnliches Erlebnis für alle Sinne – spielerisch, poetisch und lebendig.“ Was es damit auf sich hat, zeigt sich an jedem Samstag im September zwischen 11 und 14 Uhr im Atelier am Ottilienplatz 8.

Dort servieren Heidi Graf und Angelika Paints bei freiem Eintritt kulturelle Häppchen, die Lust machen, zu entdecken, kreativ zu werden und sich einfach nur zu freuen. Mit ihrer ungewöhnlichen Aktion wollen die Künstlerinnen nicht nur Lust machen auf bildende Kunst, Literatur, Film und Theater, sondern auch die Esslinger Innenstadt ein bisschen attraktiver machen.

„Esslingen ist eine wunderschöne Stadt“, sagt Heidi Graf. „Und es gäbe viele Möglichkeiten, sie noch attraktiver zu machen.“ Die vielfältig begabte Künstlerin tut das seit vielen Jahren. Ihre Fantasie scheint grenzenlos, ihre Projekte überraschen ein ums andere Mal. Und sie würde sich wünschen, dass es noch viel mehr Überraschendes gibt, was einen Besuch in der Innenstadt reizvoll macht: „Gerade die Kultur kann viel dazu beitragen, dass die Menschen gerne kommen, wenn es immer etwas zu entdecken gibt. Flanieren ist für mich ein Stück vom Glück. Wir wollen die Kunst dorthin bringen, wo die Menschen sind – mitten in die Stadt und damit mitten ins Leben.“

Schon lange träumt Heidi Graf von einer Wunderkammer – einem Raum für Jung und Alt, der neugierig macht und inspiriert. Einem Ort zum Staunen, zum Lernen, zum Inspirieren und zum Wundern, der die Kreativität der Bürger widerspiegelt. Dort soll viel Raum für Kreativität und Freude sein, bei jedem Besuch soll der Gast Neues entdecken. „Solche Orte sind für eine Stadt und ihre Menschen wichtig“, ist Heidi Graf überzeugt. „Deshalb liebe ich auch den Bebenhäuser Pfleghof so, weil Orte wie dieser guttun und inspirieren. Dieses Gefühl kann ein nüchternes modernes Gebäude nie vermitteln.“

Wenn Heidi Graf über ihre Wunderkammer-Idee spricht, sprüht sie nur so vor Ideen. Lange Zeit hat sie nach einem geeigneten Raum gesucht, um diesen Gedanken, der tief in der Kulturgeschichte verwurzelt ist, mit neuem Leben zu erfüllen. Mit Angelika Paints hat sie nun eine nicht minder engagierte und einfallsreiche Künstlerin an ihrer Seite.

2024 eröffnete Angelika Paints am Ottilienplatz ihr Atelier, wo sie künstlerisch arbeitet, Workshops gibt und kreative Events veranstaltet. Für die nächsten vier Wochen ist daraus nun ein „Kunst-Imbiss“ geworden. Die beiden Künstlerinnen schlüpfen dort – stilecht gekleidet wie Serviererinnen in einem amerikanischen Diner – in die Rollen charmanter Kunst-Serviererinnen, die jedem Gast mit Herzlichkeit, Humor und feinem Gespür für den Moment ein Kunst-Menü servieren – mal poetisch, mal theatral und mal visuell. Ganz egal, worauf der geneigte Gast gerade Appetit hat.

„Wir laden unsere Gäste ein, Kunst auf eine neue, verspielte Weise zu erleben“, sagt Heidi Graf, die mit ihrer „Kleinen Wunderbühne“ hinter dem Projekt steht. „Statt langer Aufführungen gibt es hier kurze und überraschende Momente.“ Wer an Angelika Paints’ Atelier vorbeikommt, ist eingeladen, sich von den beiden Gastgeberinnen durch ihre Wunderkammer geleiten zu lassen und zu staunen über all die liebenswerten Ideen. „Jeder Gast stellt sich sein Menü nach Lust und Laune zusammen“, sagt Angelika Paints. Wer mag, kann einfach nur schauen, lauschen und genießen. Und wer sich von der kreativen Atmosphäre verführen lässt, darf gerne auch selbst zu Pinsel und Stift greifen und sich selbst ausprobieren.

Wie in jeder richtigen Wunderkammer gibt es auch in Heidi Grafs und Angelika Paints’ „Kunst-Imbiss“, der vom Landesverband der Amateurtheater gefördert wird, allerlei zu entdecken. An den Wänden bitten Paints’ Bilder zum „Augenschmaus“, eine Kunst-Treppe wird zur Mini-Galerie. Und dann sind da noch zwei Wunderkämmerchen „nach Art des Hauses“: Mit etwas Glück ist im „kleinsten Kino der Welt“ noch ein Plätzchen frei – dort läuft ein Streifen aus Heidi Grafs Schwarzlichttheater. Und wer die Schatztruhe öffnet, kann seinen Schatz finden – ein Blick in den Spiegel genügt. Viele liebenswert verspielte Ideen wie diese machen einen Besuch im „Kunst-Imbiss“ zum Erlebnis. (adi)