Foto: Roberto Bulgrin
Die Reiselust scheint in diesem Jahr besonders groß: Die Reisebüros in Esslingen freuen sich wieder über eine steigende Zahl der Anfragen, und auf dem Stuttgarter Flughafen herrschte in den vergangenen Tagen Hochbetrieb. Die Welt ist riesig – die Urlaubszeit begrenzt. Nach zwei Jahren Coronapandemie ist das Fernweh nach Strand und Meer groß. Inzwischen sind Reisen in fast alle Länder wieder möglich. Das bekommen auch die Reisebüros in Esslingen zu spüren. Und nicht erst seit diesen Tagen. „In den vergangenen Wochen können wir einen deutlichen Zuwachs an Urlaubsanfragen verzeichnen“, erzählt Sven Schmutzer, der Inhaber des sonnenklar.TV Reisebüros in Esslingen. Die Buchungszahlen seien fast wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. „Wir haben bisher in diesem Jahr bereits doppelt so viele Buchungen als im Vergangenen“, fügt er hinzu. Neben steigenden Anfragen für den Sommerurlaub seien ebenfalls für die Zeit über die Pfingstferien mehr Reisen verkauft worden. Die zunehmende Nachfrage kann auch Loredana Grispino, die Büroleiterin des TUI ReiseCenter in Esslingen, das auch Filialen in Plochingen und Nürtingen betreibt, bestätigen. In den vergangenen Wochen sei es üblich gewesen, kurzfristige Anfragen anzunehmen und diese noch im vollen Terminkalender unterzubringen. „Nach den schweren zwei Jahren, auch für die Tourismusbranche, sind wir sehr froh drüber“, sagt Grispino. „Wir sehen endlich wieder ein Licht am Ende des Tunnels“. Vor allem der persönliche Kontakt und die individuelle Beratung seien ausschlaggebend dafür, dass Urlaubsreisen immer noch gerne im Reisebüro gebucht würden. „Wir hören genau zu, um die Wünsche der Kunden bei der Urlaubsplanung zu berücksichtigen und das passende Angebot zusammenzustellen“, sagt Schmutzer. Ebenso sei es bequemer und weniger zeitintensiv, die Buchung im Geschäft abzuwickeln, als die komplette Reise selbst planen und recherchieren zu müssen. „Wir lassen unsere Erfahrungen und Kenntnisse einfließen und können so beispielsweise auch mehr Informationen zu einem bestimmten Hotel geben, die vielleicht im Internet nicht zu finden sind.“ Diesen Service nähmen nicht nur ältere Kunden in Anspruch. Insbesondere junge Paare, sogar schon ab einem Alter von 18 Jahren, wüssten die persönliche Beratung immer mehr zu schätzen. „Unsere Kunden sind bunt gemischt und wir versuchen ihnen einen Mehrwert durch unsere Hilfestellung und Tipps zu geben“, sagt Loredana Grispino. Außerdem sei es ein Trugschluss, dass die Buchung im Reisebüro teurer sei, als bei Vergleichsportalen im Internet. Die Preise seien von den Reiseveranstaltern festgelegt und weitere Kosten entstünden durch die Vermittlung. „Im Grunde macht dies ein Vergleichsportal im Internet genauso und erhält dafür dieselbe Provision“, erklärt Sven Schmutzer. Der Eindruck der höheren Preise könne daraus entstehen, dass die Reisebüros nicht immer das günstigste Angebot anbieten, wenn es nicht zu den Wünschen der Kunden passe. Schnäppchenjäger, die kurzfristig noch etwas buchen wollen, kämen in diesem Urlaubsjahr wohl nicht auf ihre Kosten. „Last-Minute-Angebote gibt es nicht mehr wirklich, vor allem zu den Ferien“, sagt Schmutzer. Außerhalb der Ferienzeiten sei es in seltenen Fällen noch möglich, kurzfristig günstige Reisen zu bekommen. Dabei spiele die erhöhte Nachfrage an Reisen in diesem Jahr eine maßgebende Rolle. Nach der Coronapandemie sei der Drang zu verreisen groß. „Alle wollen weg und das treibt die Tarife in die Höhe“, sagt Sven Schmutzer. Auch für das nächste Urlaubsjahr solle man sich wenig Hoffnung machen, dass die Reisen wieder erheblich günstiger werden könnten. „Nach dem jetzigen Stand ist es eher wahrscheinlicher, dass die Preise sogar nochmals steigen werden“, fügt Schmutzer hinzu. Loredana Grispino sieht den angehobenen Treibstoffzuschlag als einen der Faktoren für die gestiegenen Preise: „Allgemein sind die Preise in diesem Jahr höher und der Treibstoff hat wohl seinen Teil dazu beigetragen.“ Bei den Urlaubern aus Esslingen sind nach wie vor Länder am Mittelmeer beliebte Reiseziele – ganz vorn dabei sind Spanien und Griechenland. Vor allem die Kanaren, Balearen sind mit die beliebtesten Ziele in diesem Jahr. Vereinzelte zieht es auch in die Türkei oder nach Ägypten. Die Urlaubsgeheimtipps der beiden Reisebüros sind kleine griechische Inseln, die mittlerweile gut zu erreichen seien sowie die „Costa de la Luz“ in Andalusien. Laut einer Analyse des Portals Holidaycheck lagen die Preise für Ägyptenreisen 27 Prozent höher als 2019. Auch Aufenthalte in Griechenland und Spanien sind mit 16 Prozent deutlich teurer als vor der Pandemie. In der Türkei sind die Übernachtungspreise um 15, in Portugal um 14 Prozent gestiegen.