Foto: Gaby Weiß
Regina Hemminger huldigt in ihrem romantischen Esslinger Altstadt-Dachgärtchen ihrer Lieblingsfarbe: Was nicht schon rosafarben ist, wird rosa bemalt oder lackiert. Hier schöpft die Geschäftsinhaberin am Morgen Kraft. Üppige Efeuranken, plätschernde Wasserspiele, eine zartrosa Wimpelkette und ein Rosenbogen, ein Fischteich mit Goldfischen und gemütliche Sitzecken, die je nach Tageszeit zum Bad in der Sonne oder zur Siesta im Schatten einladen. Man mag es kaum glauben, dass es im eng bebauten Esslinger Altstadtkern so eine Idylle gibt. Im ersten Stock, über dem Lager ihres Getränkefachhandels in der Heugasse, hat sich Regina Hemminger ein kleines grünes Paradies mit jeder Menge rosafarbener Akzente geschaffen.
Dass Pink und Rosa ihre Lieblingsfarben sind, kann Regina Hemminger in ihrem romantischen Dachgärtchen wahrlich nicht verhehlen. Hier lebt sie ihr Faible für Pink-, Rosé-, Rosa- und Fuchsia-Farbtöne aus. „Was farblich nicht passt, wird bemalt, lackiert oder umgespritzt“, erzählt sie. Gartenwerkzeug, Tischchen und Stühle, Leitern, Gummistiefel, Gießkannen, ausrangierte Tulpenlampen, Plastik-Lämmchen, -Schwäne und -Flamingos – alles pretty in Pink. Sogar ein Deko-Pilz kriegt rosa Tupfen, und der Mülleimer-Deckel strahlt in Pink. Den Tisch schmücken rosa Röschen, und eine einfache Grillhütte wurde in ein „Philosophenbänkle“ verwandelt, in Weiß, Pink und Gelb gestrichen, mit Kissen ausstaffiert und zum Lieblingsort von Hündin Emma.
Früher war ein Teil des vor neugierigen Blicken geschützten gekiesten Dachgartens mit Weinlaub überdacht: „Das war für unsere Weinproben toll. Aber die Trauben wurden nie richtig reif, und im Herbst gab es Unmengen an Laub. Jetzt habe ich den Weinstock bis auf einen Ast zurückgeschnitten“, erklärt Regina Hemminger. Trotzdem findet sich noch jede Menge Grün: Efeu, Farn und Gräser gedeihen, ein Zierapfelbaum fühlt sich wohl, ein Kirschbäumchen hat es an der Wand zum Nachbarhaus herrlich warm. Lila Lavendel, Rosen, Hortensien, Petunien und Geranien sorgen für Farbe – natürlich alle in Pink.
Ein riesiger rosa Gartenzwerg hält Wache, eine kleine Brücke führt in den hinteren Teil des Gartens, wo der Boden mit Kunstrasen belegt ist: „Erde wäre für die Dachkonstruktion einfach zu schwer geworden“, betont die Hausherrin. Im kleinen Gewächshaus wurden früher Tomaten gezogen, heute lagern dort Werkzeug und Gartenutensilien. Über den Winter ziehen die Kübelpflanzen ins Lager um, auch die meisten Deko-Artikel überwintern im Haus. „Und wenn im Frühling alles wieder raus darf, ist das jedes Jahr ein Fest für mich“, sagt Regina Hemminger mit einem strahlenden Gesicht.
An dem kleinen Dachgarten kann man sich kaum sattsehen: Hier liegen knorrige Wurzeln. Dort stehen Holzfass, Wäschestampfer und Schöpfsieb aus Omas Zeiten neben einem alten Glasfenster mit Holzrahmen. Hinter einem malerischen weiß lackierten Metallzaun hängt eine alte Milchkanne in einem Busch, daneben Weidenkränze und getrocknete Blumen. Da liegt ein mit Sukkulenten bepflanztes altes Paar Schuhe, an einer Leine hängen Gartenhandschuhe mit Rosenmuster nebeneinander. Regina Hemminger hat keine Angst vor Kitsch und Nippes: „Aber nur im Garten. In meiner Wohnung ist alles weiß und sachlich, da brauche ich Ruhe fürs Auge und fürs Gemüt“, sagt sie.
Abends brennen Kerzen in Windlichtern, und der Hintergrund wird dezent mit LED-Lichtern ausgeleuchtet. Allzu viel Zeit hat Regina Hemminger leider nicht mehr, um ihren Stadt-Garten zu genießen: Seit dem Tod ihres Mannes führt sie das Geschäft allein. „Morgens kurz ein Besuch im Dachgärtchen, das leiste ich mir meistens“, berichtet sie. „Gartenarbeit entspannt und tut mir gut, hier die verblühten Rosen abschneiden, dort mal etwas umtopfen, aber viel mehr schaffe ich leider nicht“, bedauert sie, die auch noch als FDP-Stadträtin engagiert ist. Deshalb genießt sie die wenigen freien Stunden in der Abgeschiedenheit ihres kleinen Gartens zum Abschalten und Krafttanken ganz besonders. Sie ist dankbar, dass eine treue Freundin und Nachbarin tatkräftig mit anpackt und das Gießen übernimmt. Mit ihr sitzt Regina Hemminger ab und zu abends bei einem Glas Wein auf den Treppenstufen neben dem Fischteich: „Dann reden wir über den Tag, das gibt mir Gelassenheit.“ (gw)