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Von Renaissance bis Udo Jürgens

Foto: Rainer Kellmayer

Der Polizeichor Esslingen ist stilistisch breit aufgestellt. Und in den Konzerten begeistern nicht nur die klangvollen Chorvorträge. Auch solistische Instrumental- und Vokaleinlagen erfreuen das Publikum.Wenn man am Dienstagabend entlang der Agnespromenade in der Esslinger Altstadt flaniert, schallen einem aus der Alten Aula neben dem Behördenzentrum virile Sangesklänge entgegen. Dort probt der Polizeichor Esslingen, der in der Chorlandschaft der Stadt eine besondere Stellung einnimmt: Die 1990 gegründete Sängergemeinschaft versteht sich als Bindeglied zwischen der Polizei und der Bevölkerung.

„Ursprünglich bestand der Chor fast nur aus Polizisten; und auch heute noch sind einige aktive oder pensionierte Beamte dabei“, sagt Hans-Joachim Högerle. Der ehemalige Kriminalhauptkommissar war die Triebfeder bei der Gründung des „Chors der Polizeidirektion Esslingen“. Nachdem Eugen Franz zwischenzeitlich den Chor über 19 Jahre organisatorisch geleitet hatte, lenkt Högerle seit 2019 als erster Vorsitzender erneut die Geschicke des Vereins. Aktuell setzt sich der Chor aus Sängern der ganzen Region Esslingen zusammen, die aus unterschiedlichsten Berufen kommen.

Nach der Polizeistrukturreform im Jahr 2012 und der Integration der Polizeidirektion Esslingen in die Direktion Reutlingen benannte man sich um in „Polizeichor Esslingen“. Geblieben ist jedoch das Motto des Chors: Singe, wem Gesang gegeben. Mit über 400 Titeln ist das Repertoire weit gespannt. Es reicht von Liedern der Renaissance über Operettenklänge bis hin zu modernen Arrangements aktueller Hits. Bei den Auftritten des Polizeichors hört man das schwäbische „Spätzlelied“ ebenso wie den „Kriminaltango“, Spirituals wie „I’m gonna sing“ stehen neben klassischen Kompositionen und Liedern von Udo Jürgens.

Mit Hartmut Volz hatte man von Beginn an einen Polizisten als Chorleiter, der den Männerchor bis 2018 musikalisch geprägt hat. Nach dem plötzlichen Tod seines Nachfolgers Klaus Strube musste man 2021 erneut auf Chorleitersuche gehen. „Mit Andreas Baumann haben wir einen Glücksgriff getan“, erzählt Hans-Joachim Högerle. Siegfried Buck, der für die Pressearbeit des Polizeichors zuständig ist, ergänzt: „Schon in der ersten Chorprobe mit Andreas hatten wir großen Spaß. Die Begeisterung ist bis heute geblieben“.

Wie viele Chöre hat man indes mit der Überalterung der Mitglieder zu kämpfen. Obwohl immer wieder neue Sänger zum Chor stoßen, freut man sich auf weiteren Zuwachs: „Jeder, der Freude am Gesang in einem Männerchor hat, ist herzlich willkommen“, sagt Uli Schmid, der für die Finanzen zuständig ist. Die Verantwortlichen sind froh, dass sich der Polizeichor nach den Frustrationen der Coronapandemie wieder gefestigt hat. Mit vereinten Kräften geht man das traditionelle Kirchenkonzert im Januar an, und auch das Konzert zum Muttertag ist fest im Terminplan verankert. Daneben stehen Auftritte in Pflege- und Altenheimen, zudem ist der Polizeichor bei der musikalischen Umrahmung von Feiern sehr gefragt.

Chorleiter Andreas Baumann beschreitet in der Programmplanung neue Wege: Er bereichert die Konzerte durch solistische Beiträge. Dabei ist hilfreich, dass er in der Szene bestens vernetzt ist. „Neben Klavier und Orgel hatten wir schon Violine und Violoncello als solistische Farbtupfer in den Programmen. Und auch die in Lichtenwald wohnende Sopranistin Constanze Seitz ist schon mit uns aufgetreten“, berichtet Baumann.

„Die Solobeiträge kommen beim Publikum sehr gut an“, erzählt Siegfried Buck. Oft würde er von Bekannten darauf angesprochen, ob beim nächsten Konzert wieder Solisten mit dabei sind. Da kann Andreas Baumann Entwarnung geben: Er möchte die erfolgreiche Mischung aus bekannten Chorliedern und solistischen Nummern beibehalten und das stilistische Spektrum des Polizeichors erweitern. Vereinschef Hans-Joachim Högerle blickt denn auch optimistisch in die Zukunft: „Der Polizeichor Esslingen ist auf gutem Weg“. (kell)