Foto: Roberto Bulgrin
Die Stadt Esslingen will zusätzliche Veranstaltungen auf ihrem Wahrzeichen ermöglichen. Damit soll auch mehr Spielraum für neue Formate eröffnet werden – unter anderem für Kulturveranstaltungen für junge Menschen.
Die Esslinger Burg ist nicht nur bei Touristen beliebt, sondern auch als Veranstaltungsort gefragt. Allerdings ist die Zahl der erlaubten Eventtage stark reglementiert, um die Anwohner nicht übermäßig zu belasten und die Innere Burg als Erholungsfläche der Allgemeinheit zur Verfügung stellen zu können. Dennoch hat die Stadt nun beschlossen, dort künftig mehr Events zu erlauben als bislang – auch, um zusätzliche Kulturangebote für Jugendliche zu ermöglichen.
Weithin bekannt und beliebt ist vor allem das Kino auf der Burg, das jedes Jahr zahlreiche Besucher aus der ganzen Region anzieht. Dabei werden an elf Tagen Filme unter freiem Himmel präsentiert. Zusätzlich gibt es bislang jedes Jahr drei Konzerttage sowie einen Ehrenamtstag. Künftig sollen neben den Kinotagen und dem Ehrenamtstag insgesamt sechs Veranstaltungstage auf der Inneren Burg erlaubt sein – mindestens drei davon sollen Konzerten vorbehalten werden. Damit will die Stadt sich zusätzlichen Spielraum für Veranstaltungen und neue Formate eröffnen – zudem könne damit auch die aufwendige Infrastruktur für Veranstaltungen auf der Burg effizienter und nachhaltiger eingesetzt werden. Zusätzlich soll ein Mitarbeiterinnen- und Mitarbeitertag für die Stadtverwaltung eingeführt werden.
Außerdem dürfen künftig zehn kulturelle Veranstaltungen pro Jahr von Esslinger Vereinen und Kulturakteuren auf dem Rondell unterhalb des Dicken Turms abgehalten werden. In der Coronazeit habe sich gezeigt, dass dieser Platz für kleine Veranstaltungen einen schönen Rahmen bilde, heißt es seitens der Stadtverwaltung. Außerdem fehlten den Esslinger Musikvereinen häufig erschwingliche Räumlichkeiten für Veranstaltungen – auch deshalb wolle man neue Möglichkeiten auf dem Rondell anbieten. Zudem erklärte Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar jüngst im Verwaltungsausschuss: „Uns ist es ein Anliegen, dass es auf der Burg auch Veranstaltungen für junge Menschen gibt.“ Die Änderungen der Open-Air-Richtlinien ermöglichten dies.
Ähnlich äußerte sich Stadtrat Jörg Freitag (Grüne): „Mindestens ein Konzert auf der Burg sollte gezielt auf junge Menschen ausgerichtet sein“, betonte er. Allerdings müsse man darauf achten, dass die Anwohner nicht zu sehr belastet würden. Vielleicht könne man in Betracht ziehen, sie als Ausgleich kostenlos zu Veranstaltungen einzuladen oder etwas leisere Events anzubieten. Christa Müller (SPD) befand: „Kultur gewinnt an Bedeutung für eine attraktive Innenstadt.“ Die Burg sei ein guter Veranstaltungsort, der auch Menschen von außerhalb anziehe. Daher sei es gut, dort mehr Events anbieten zu können. Auch seine Fraktion begrüße die maßvolle Erweiterung von Veranstaltungsmöglichkeiten auf der Burg, erklärte CDU-Rat Herbert Schrade.
Sven Kobbelt (FDP) hingegen betonte, seine Fraktion unterstütze die neue Richtlinie zwar ebenfalls, frage sich aber, warum man sich darin auf das Kommunale Kino als Veranstalter für das Open-Air-Kino festlege. „Diese Frage bewegt uns auch“, erklärte Jörg Zoller (Freie Wähler). Schließlich könne es sein, dass eine Zeit komme, in der es dieses Angebot nicht mehr gebe, so das Argument. Damit stieß Kobbelt eine rege Debatte darüber an, ob der konkrete Hinweis auf das Kommunale Kino als Veranstalter nicht aus der Open-Air-Richtlinie gestrichen und stattdessen offen gelassen werden sollte, wer die Events ausrichtet.
Bürgermeister Bayraktar erklärte: „Ich glaube, wir haben eine Vereinbarung mit dem Kommunalen Kino und ich hoffe, das läuft noch eine Weile.“ Auch Carmen Tittel, Fraktionschefin der Grünen, betonte, das Kommunale Kino mache seine Sache auf der Burg schon jahrzehntelang sehr gut. „Ich weiß nicht, warum wir jetzt ohne Not ein Fass dazu aufmachen sollten.“ Jörg Freitag befürchtete gar: „Das könnte der Todesstoß für das Kino auf der Burg sein.“ Letztlich sprach sich eine Mehrheit in dem Gremium dafür aus, das Kommunale Kino weiterhin explizit in der Richtlinie zu erwähnen – und die neuen Vorgaben für Open-Air-Veranstaltungen auf der Burg umzusetzen. Der Gemeinderat stimmte anschließend geschlossen zu.