Foto: Roberto Bulgrin
Die Technik-Chefs der Esslinger Landesbühne, André Lange und Andreas Junghans, haben viel Erfahrung mit Freilichttheater. „Momo“ von Michael Ende ist für sie und ihr Team dennoch eine Herausforderung.
Hinter schwarzen Zäunen entsteht die Tribüne in der Esslinger Maille. Am Donnerstag, 20. Juni, steigt dort um 19.30 Uhr das Freilichttheater „Momo“ von Michael Ende. „Das Regenwetter erschwert uns den Aufbau“, sagt Andreas Junghans. „Da muss jeder Handgriff sitzen.“ Doch der stellvertretende technische Leiter der WLB kann sich voll auf sein Team verlassen.
Junghans ist bereits seit 23 Jahren an der WLB und hat viele Bühnen in der Maille oder auf dem Kessler-Platz mit aufgebaut. „Dieses Jahr ist das Bühnenbild besonders aufwendig“, sagt André Lange. Das findet der Technische Direktor der WLB „schön, aber auch herausfordernd“. Die Fantasiewelt von Michael Endes märchenhaftem Roman übersetzen Regisseur Marcel Keller und sein Regieteam in Theater-Bilder. Wie ist das Technik-Team denn in die Konzeption des Bühnenbilds eingebunden? „Da stehen wir in ganz engem Kontakt mit den Künstlern und Künstlerinnen“, sagt Lange. Dem Technik-Chef ist es wichtig, „alles möglich zu machen, was geht.“ Bei manchen Lösungen aber müsse man aus Sicht der Technik-Profis ein Veto einlegen. Der Dialog klappt aber aus Langes Sicht immer bestens.
Auch bei der aktuellen Produktion habe es da keine Probleme gegeben. Damit beim Aufbau alles reibungslos klappt, hat Andreas Junghans Pläne erstellt. Die künftige Bühne ist da ebenso zu sehen wie die Zuschauerreihen. Dann hat der Aufbautrupp die Möglichkeit, schnell mal nachzuschauen, falls es an einer Stelle Probleme geben sollte. Die einzelnen Blätter sind mit Plastikfolie überzogen. Denn wenn es regnet, würde der gemeinsame Arbeitsplan schnell nass.
Vor der historischen Kulisse der Nikolauskapelle und der Inneren Brücke im Esslinger Stadtkern läuft der Bühnenaufbau nach Plan. André Lange freut sich über die Zaungäste, die immer mal wieder von der Brücke in den Park schauen. Wenn die Bühne und die Zuschauertribüne stehen, werden die Teile der Kulisse von den Werkstätten auf dem Zollberg an den Spielort gebracht. Deshalb stehen derzeit tagsüber immer wieder die großen Lastwagen der Esslinger Landesbühne auf dem Weg, der in den Maille-Park führt. Der Malsaal, die Schreinerei und die anderen Werkstätten haben im Gebäude des Theaters auf dem Zollberg ihr Domizil. Im Schauspielhaus in der Stadtmitte wäre da kein Platz.
Für Freilichtaufführungen gibt es strenge Vorschriften, die von der Stadt und in größeren Abständen auch vom TÜV überprüft werden. Hier sind die Technik-Chefs im regelmäßigen Austausch. Sollte sich eine Vorgabe ändern, bessern sie dann schnell nach. Eine große Herausforderung ist nach den Worten von Andreas Junghans der Brandschutz. Dabei gelte es, sich immer wieder an die neuen Vorgaben anzupassen. „Da sind wir im engen Austausch mit den Fachleuten der Stadtverwaltung, um die bestmögliche Lösung für das Theater unter freiem Himmel zu finden.“
Wenn die Proben im Maille-Park beginnen, stehen neben dem Ensemble der Jungen WLB auch Schauspieler der Erwachsenensparte auf der Bühne. Die Technik-Crew ist dann auch regelmäßig dabei, um nachzubessern, falls sich der Bauplan für die Bühne im Detail doch nicht so umsetzen ließe wie gedacht. Dann tüfteln die Technik-Chefs und ihr Team auch immer mal wieder im Detail, um die optimale Lösung fürs Bühnenbild zu finden. Hohe Priorität hat für sie die Sicherheit der Schauspielerinnen und -spieler. Gerade wenn die Bühne feucht ist, darf für sie keine Rutschgefahr bestehen. Deshalb ist die Beschaffenheit des Bodens auf der Freilichtbühne besonders wichtig. Hier arbeiten die Bühnenmeister mit besonderen Materialien, um die optimale Sicherheit zu erreichen.
Bei den jährlichen Freilichtaufführungen ist das Wetter das zentrale Thema. Da ertappen sich Lange und Junghans schon lange vor den Aufführungen, am frühen Morgen, dass der Blick auf die Wetter-App zur Gewohnheit wird. Ob eine Aufführung stattfinden kann oder nicht, wird mit Bedacht entschieden. Nicht immer sind die Prognosen ganz genau, und es zieht überraschend eine Gewitterfront auf. Dann kommt es auch vor, dass die Vorstellung mittendrin abgebrochen werden muss. Denn die Sicherheit aller Beteiligten geht vor. Da bewahren die Technik-Chefs einen kühlen Kopf. Wenn es stark regnet, kann das Spiel auf der Bühne gefährlich werden. Und es gilt, die Instrumente der Musikerinnen und Musiker zu schützen. Diese Ungewissheit gehört für André Lange beim Theater unter freiem Himmel aber dazu. Mit solchem Nervenkitzel gehen er und sein Team sehr gelassen um.
1973 hat Michael Ende seinen „Märchenroman“ geschrieben. Der Text wurde verfilmt und als Film, Theaterstück und Hörspiel bekannt. Die Junge WLB bringt die Geschichte vom Verlust der Zeit nun mit eigenen Kompositionen des Theatermusikers und Performers Steffen Moddrow auf die Bühne. (eli)