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Seite 3 Redaktion

Kaffee mit Fantasy

Foto: Roberto Bulgrin

Der Esslinger Barista Johannes Faller erzählt gerne Geschichten. Zu seinen selbst entwickelten Kaffeesorten denkt er sich Fabeltiere aus, die den Charakter des jeweiligen Kaffees verkörpern sollen. 

Was haben Fabelwesen mit Kaffee zu tun und warum kann die gleiche Kaffeebohnenmischung ganz verschieden schmecken? Der Esslinger Johannes Faller beschäftigt sich seit Jahren mit den Geheimnissen des Kaffeegenusses und gibt sein Wissen gerne als Barista weiter, wenn er mit seinem Kaffeefahrrad auf Tour ist. Und weil er auch ein begeisterter Fantasyleser ist, der gerne Geschichten erzählt, bietet er künftig ganz besondere Kaffeesorten unter dem Markennamen Fabula an.

Die Kaffeemaschine steht auf dem Fahrradanhänger

Seine erste Kaffeemischung will die Kundschaft mit nussigen und schokoladigen Anklängen und einem gewohnten Geschmacksprofil abholen, das viele vom italienischen Kaffeegenuss kennen, meint der 36-Jährige, während er seine italienische Kaffeemaschine auf dem Fahrradanhänger bedient. Da es diese Geschmacksrichtung – Faller nennt das „Kaffeepersönlichkeit“ – allen recht machen wolle, hat sich der Barista dazu eine Tiergestalt namens Trudwig ausgedacht, die diesen Kaffee charakterisieren soll. „Trudwig ist putzig und niedlich, eine Mischung aus Nasenbär und Erdhörnchen“, erklärt Faller und lächelt verschmitzt. Unter Freunden sei er bekannt für seinen schrägen Humor und sein Fabulieren. Diese Vorliebe soll sich nun auch geschäftlich niederschlagen, und deshalb will sich Fallers Kaffeecatering, das bisher als „Jo’s Kaffeekutsche“ unterwegs war, nun mit „Fabula und den saumseligen Schelmen“ auf den Weg in eine eigens ausgedachte Fantasiewelt machen, in der Trudwig auch noch andere Fabelwesen treffen wird. Und auch die Formulierung saumselig, die sich eine befreundete Texterin ausgedacht hat und bei der es um Langsamkeit und das Sich-Zeit-Lassen geht, passe wunderbar zu seinen Ideen, denn die Zubereitung einer guten Tasse Kaffee benötige eben ihre Zeit. Typisch für die Sorte Trudwig-Kaffee sei die klassische Mischung aus 80 Prozent Arabica und 20 Prozent Robusta, erläutert der Barista, der meist von Firmen, aber auch für private Feiern vom Geburtstag bis zur Hochzeit gebucht wird. Faller lässt seinen Kaffee in Altdorf im Kreis Böblingen bei der Röstkammer rösten, wo er während der Coronapandemie als Barista und Berater für den Kaffeeeinkauf gearbeitet hat. Genauso wichtig wie die jeweilige Mischung ist laut Faller die Herkunft der Bohnen. Die Arabicabohnen kauft er beispielsweise bei einer Partnerin aus Tübingen, die ausschließlich Kaffee von brasilianischen Farmerinnen anbietet. Andere Sorten kommen aus Vietnam und aus Afrika, aber immer aus direktem Handel. Darauf legt Faller, der im Brotberuf als Verkehrsplaner tätig ist und immer freitags im Esslinger Café Fräulein Margot Kaffee zubereitet, großen Wert, denn ihm sei es wichtig, flachere Hierarchien und kürzerer Handelswege zu unterstützen. Fair gehandelter Kaffee indessen setze in der Regel große Produktionsmengen und teils teure Zertifikate voraus.

Neben Trudwig möchte Johannes Faller noch zwei weitere Kaffeesorten mit Fabelwesen charakterisieren. Zum einen einen helleren Filterkaffee aus hundert Prozent Arabica, der dank verschiedener Röst- und Brühgrade mit mehr fruchtigen Kirschkernaromen daher kommen soll. Dazu passe ein flugfähiges Wesen, das eine Mischung aus Zitronenfalter und Marienkäfer werden wird. Und eine dritte Sorte, die noch kräftiger und mit einem entsprechend massiveren Fabeltier charakterisiert werden könnte, sei noch im Werden.

Inspiration erhofft er sich von der beauftragten Illustratorin und seinen Freunden und Freundinnen, die er am 1. Mai zu einem bunten Fest rund um „Fabula und die saumseligen Schelme“ in seinen Esslinger Garten eingeladen hat. (cm)