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Neue Fassade fürs Alte Rathaus

Foto: Roberto Bulgrin

Bröckelnder Naturstein,  abgeplatzter Putz, marode Fensterrahmen: Die Fassade des Neuen Rathauses in Esslingen muss dringend erneuert werden.

Es heißt zwar Neues Rathaus, aber ganz so neu ist der Natursteinbau am Esslinger Rathausplatz auch nicht mehr. An dem um 1750 errichteten Gebäude hat der Zahn der Zeit genagt und massive Spuren hinterlassen. Die Folge sind bröckelnder Naturstein, abgeplatzter Putz und marode Fensterrahmen. Nun soll die Fassade  denkmalgerecht saniert werden. Dafür wird  das Rathaus von April bis November eingerüstet.

Ursprünglich wurde das Neue Rathaus zwischen 1748 und 1751 als Stadtpalast des Freiherrn Gottlieb von Palm errichtet. Im Jahr 1840 erwarb die Stadt Esslingen das Gebäude und nutzt es seither als Rathaus. In den Jahren 1911 und 1912 wurde der Bau einer ersten Sanierung durch den Stadtbaurat Gustav Blümer unterzogen, seit 1926 steht das Objekt unter Denkmalschutz.  In den 1960er Jahren wurden Teile der Fassade und des Dachs erneuert.

 

Farbe und Wetter machen zu schaffen

Inzwischen sind jedoch wieder deutliche Schäden zu verzeichnen. Laut der  Stadtverwaltung haben unsachgemäße Farbauftragungen, Salzeinträge und Witterungseinflüsse dem Neuen Rathaus zugesetzt. Nachdem in den vergangenen fünf Jahren nur die notwendigsten Sicherheitsmängel an Dach und Naturstein behoben worden seien, soll die Fassade nun umfassend saniert werden.
Dazu müssen drei verschiedene Bereiche erneuert werden: die Putzfassade, die Natursteineinfassungen und die Fenster. Alle drei Bereiche sollen parallel saniert werden, damit rechtzeitig vor dem Aufbau des Mittelalter- und Weihnachtsmarkts im November das Gerüst am Neuen Rathaus wieder abgebaut werden kann. Der Gerüstaufbau ist für Anfang April vorgesehen, der Abbau bis spätestens 5. November – am 19. November soll der Aufbau des Weihnachtsmarkts beginnen. Allerdings umfasst die Sanierung ausschließlich das Neue Rathaus, nicht aber das benachbarte Dekanatsgebäude.

Bedingung für die denkmalschutzrechtliche Genehmigung der Sanierung war die Erstellung einer Musterfassade als Testobjekt. Als solche diente die Nordwestfassade des Neuen Rathauses. Bei deren Mustersanierung wurden sämtliche Materialien, Bearbeitungsschritte und Farbfassungen  für die weitere Fassadensanierung in Ortsterminen mit den Denkmalbehörden abgestimmt.

 

Bei der Bearbeitung der Musterfassade hätten sich umfangreiche Schäden der Putzfassade gezeigt, heißt es aus dem Rathaus. Unter anderem habe sich gezeigt, dass der Sockelputz stark salzhaltig war – als Grund dafür vermutet man die Tatsache, dass sich wohl einst eine Anbindestelle für Pferde dort befand, deren Exkremente heute noch im Bauwerk zu finden seien.
Daher müsse vor allem der Sockelbereich mit salzresistentem Spezialputz zur Entfeuchtung  versehen werden. Zudem müssten bei der  Sanierung teils massive Rissschäden  behoben werden, die sich unter den Farbschichten der Fassade befänden.

 

Fenster werden isoliert

Bei der Sanierung der Natursteineinfassungen sollen kleinere Schäden bewusst akzeptiert werden. Größere Schäden hingegen sollen durch teilweise Erneuerungen oder durch den Ersatz ganzer Natursteine behoben werden. Die Fenster wiederum will man zusätzlich isolieren und besser abdichten – auch um eine bessere Dämmung zu erreichen. Stark verwitterte Holzrahmen werden ersetzt, die Fenster erhalten einen neuen Anstrich sowie neue Kittfugen.
Die Erneuerung der Rathausfassade kostet voraussichtlich etwa eine Million Euro. Im vergangenen Jahr fielen bereits 124 000 Euro an, die Arbeiten in diesem Jahr sind mit rund 895 000 Euro veranschlagt. Allerdings hat die Stadtverwaltung nach eigenen Angaben bereits Fördermittel in Höhe von 110 000 Euro beantragt. (meb)