Foto: BÜK
Die Sorge um die Demokratie treibt viele Menschen um. Sie demonstrieren für eine freie Gesellschaft, in der jeder seinen Platz hat und nicht nur wenige bestimmen, wie es weitergeht. Der Deutsche Bibliotheksverband (DBV) findet: “Angesichts zunehmender Angriffe auf demokratische Institutionen und einer bedrohlichen Erosion unserer demokratischen Kultur haben Fragen nach der politischen und gesellschaftlichen Funktion von Bibliotheken im In- und Ausland einen hohen Stellenwert.”
Die Esslinger Stadtbücherei zeigt, dass der Umgang mit Bibliotheken viel mit Demokratie zu tun hat: Vor Jahren wollte der Gemeinderat unsere Stadtbücherei in einen Hinterhof in der Küferstraße packen. Viele waren dagegen. Wolfgang Drexler, Ulrike Gräter und Klaus Hummel initiierten einen Bürgerentscheid, an dem sich fast 20.000 Menschen beteiligten. 15.321 Stimmberechtigte haben für die Modernisierung und Erweiterung der Bücherei am bisherigen Standort im Pfleghof gestimmt. Dann wurde drei Jahre geplant, konkret passiert ist nichts. Als die rechtliche Bindung des Bürgerentscheids ausgelaufen war, sollte es erst nur eine “kleine, feine Sanierung” geben. Jetzt soll die Bücherei aus dem Pfleghof ins geschlossene Modehaus Kögel umziehen, damit es dort keine leeren Schaufenster gibt. Die Bücherei als Mittel zum Zweck? Dabei hatten alle beteuert, dass am Bürgerentscheid nicht gerüttelt wird. So hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Nicolas Fink im Mai 2022 in der Zwiebel geschrieben: “Keine noch so engagierte Rede kann einen Bürgerentscheid aufheben.”
Wir reden gerade viel darüber, wie wichtig Demokratie ist und dass wir sie verteidigen müssen. Demokratie lebt aber nicht von großen Reden, sondern von Verlässlichkeit und davon, dass die Menschen spüren, nicht nur an Wahltagen gefragt zu sein. Bei einem Thema wie der Bücherei, das so viele bewegt, gilt das umso mehr.