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Finkbeiner hört auf – und der KSV zieht zurück

Foto: Robin Rudel

Meister Esslingen tritt in der kommenden Saison nicht mehr in der Judo-Bundesliga an. Das Beste kommt zum Schluss, sagt man. Als der KSV Esslingen im Oktober durch einen 8:6-Finalsieg gegen den Dauerrivalen TSV Abensberg zum allerersten Mal in der Vereinsgeschichte den deutschen Judo-Meistertitel gewann, dachte jedoch wohl niemand daran, dass es das vorläufige Ende der Bundesliga-Ära in Esslingen sein sollte. Nun teilte der Verein überraschend mit, dass er in der kommenden Saison kein Team mehr in der deutschen Eliteliga melden wird.
Was in der Szene und in der Stadt als Paukenschlag gewertet werden dürfte, hat einen einfachen Grund: Trainer und Teamchef Carsten Finkbeiner ist nach 25 Jahren aus beruflichen und privaten Gründen nicht mehr in der Lage, die  Aufgabe zu stemmen. Und weil es weit und breit niemanden gibt, der übernehmen könnte, sahen die Verantwortlichen keinen anderen Weg, als das Kapitel Bundesliga zu beenden.
„Mir blutet das Herz“, erklärt Finkbeiner. „Aber der Zeitaufwand ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden, gleichzeitig wurde auch meine berufliche Belastung immer höher und ich habe einen dreijährigen Sohn, für den ich auch Zeit haben möchte.“ Der 48-Jährige ist Partner einer Steuerberater- und Rechtsanwaltskanzlei in Stuttgart. Nicht gerade förderlich gewesen, sei „die Zusammenarbeit mit einem unprofessionell arbeitenden Judoverband, bei dem die Bundesliga keinen großen Stellenwert hat“. Auch finanziell habe er sich beim KSV mit  „der ein einen oder andere Spende“ engagiert, statt, wie man meinen könnten, selbst eine entsprechende Vergütung zu erhalten. Die Entscheidung habe er jetzt getroffen, gereift sei sie jedoch schon im Sommer, vor dem Titelgewinn.
„Wir finden das natürlich sehr schade“, sagt KSV-Vorstandsmitglied Harald Lupp, „aber wir können Carstens Entscheidung verstehen und stehen voll dahinter.“ Man habe  versucht, eine Lösung zu finden. Aber selbst, wenn er  Unterstützung bekommen hätte, „wären weiterhin alle Fäden bei mir zusammengelaufen“, erklärt Finkbeiner. Lupp ist  jedoch wichtig zu betonen: „Das ist bei Weitem nicht das Ende von Judo in Esslingen. Wir konzentrieren uns weiter auf die Jugendarbeit und starten mit unserer Landesligamannschaft einen Neuaufbau.“ Der könnte auch „schnell wieder in der 2. Bundesliga“ enden. Um die Kämpfer des zuletzt so erfolgreichen Teams müsse man sich keine Sorgen machen, erklärt Lupp. Es sind alles internationale Spitzenkämpfer, um die das Geschacher nun losgehen wird. „Sie werden etwas finden“, ist Lupp überzeugt. Dennoch erreichten Finkbeiner bereits viele Reaktionen des Bedauerns aus dem Team.
 Finkbeiner hatte den Posten beim KSV einstmals von Otfried Roser übernommen und ihn 25 Jahre lang ausgeführt, die vergangenen 15 Jahre alleine. Er galt als Meister der Kaderzusammenstellung und Wettkampftaktik. Nach acht Vizemeisterschaften gelang die Krönung  in diesem Oktober. Es sollte ein Abschied sein. Von Carsten Finkbeiner und aus der Bundesliga. (sip)