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Seite 3 Redaktion

Der Leseherbst zeigt seine besten Seiten

Foto: Roberto Bulgrin

Die Esslinger Literaturtage Lesart öffnen jedes Jahr im Herbst ein Schaufenster der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur. Neben großen Namen wie Navid Kermani, Ralf Rothmann, Kathrin Röggla und Alice Hasters wartet auch so manche Entdeckung.

Wenn im Herbst die Blätter fallen, schlägt in Esslingen die Stunde der Literatur: Stadtbücherei und Eßlinger Zeitung veranstalten vom 4. bis 25. November die 29. Esslinger Literaturtage Lesart. In 28 Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zeigt das Festival die schönsten Seiten der deutschsprachigen Literatur. Und wie immer präsentiert die Lesart neben bekannten Namen wie Ralf Rothmann, Kathrin Röggla, Navid Kermani, Ole Könnecke, Rüdiger Bertram, Alice Hasters und Katty Salié auch so manche literarische Entdeckung. Für zwei der Gäste wird die Zeit bis zur Lesart besonders spannend: Tonio Schachinger ist für den Deutschen, Demian Lienhard ist für den Schweizer Buchpreis nominiert.

 

„Kulturpolitischer Eckpfeiler“

 

Für OB Matthias Klopfer ist die Lesart „ein wichtiger kulturpolitischer Eckpfeiler der Stadt“. Dass das Festival weit in die Region hinaus strahlt, spricht nach Klopfers Eindruck für die hohe Qualität und das unverwechselbare Profil des Festivals. Dass es für viele Autorinnen und Autoren Ehrensache ist, ihre Neuerscheinungen stets auch in Esslingen vorzustellen, unterstreiche den guten Ruf, den die Lesart bundesweit genieße.

Johannes M. Fischer, Chefredakteur des Mitveranstalters Eßlinger Zeitung, ist überzeugt: „Es wird viel zu wenig gelesen, obwohl das Lesen für den Menschen so wichtig, wohltuend und erhellend ist. Lesen hilft beim Denken, bei der Einschätzung der großen, aber auch der ganz persönlichen Themen, es hilft in schwierigen Zeiten und bereichert den Alltag, es macht empathisch und hilft, die Gedanken zu ordnen und Verwirrendes zu entwirren. Wer nicht liest, hat es schwer, über den Tellerrand hinaus zu denken.“ Diese Einschätzung teilt Burkhard Wittmacher, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, deren Stiftung die Lesart unterstützt: „In einer Zeit der Umbrüche und Veränderung brauchen wir wache Menschen. Menschen, die sich informieren und sich mit den Themen der Welt auseinandersetzen. Die Lesart unterstützt dieses Anliegen, und deshalb haben auch wir die Lesart von Anfang an unterstützt.“

 

Hart am Zeitgeschehen

 

13 Lesungen für Erwachsene hat Dominique Caina zusammengestellt: Eröffnet wird die Lesart 2023 am 4. November von Ralf Rothmann, der in der WLB seinen Roman „Die Nacht unterm Schnee“ vorstellen wird. Demian Lienhard ist am 6. November mit „Mr. Goebbels Jazz Band“ zu Gast (geänderter Termin), Tonio Schachinger liest am 7. November aus „Echtzeitalter“, Anna Herzig hat sich am 8. November mit „12 Grad unter Null“ angesagt. Lion Christ bringt sein Debüt „Sauhund“ mit nach Esslingen (9. November), Ana Marwan folgt am 11. November mit ihrem Buch „Verpuppt“, Navid Kermani hat sich am 14. November angesagt. Zuletzt hat er sich bei der Lesart eher als Essayist vorgestellt – „Das Alphabet bis S“ weist ihn einmal mehr als großen Literaten aus. Thomas Lehr liest am 15. November aus „Manfred“, Freunde spannender Literatur dürfen sich am 16. November auf Mathijs Deen und seinen Krimi „Der Taucher“ freuen, Kathrin Röggla wagt sich mit ihrem Buch „Laufendes Verfahren“ in die Abgründe des NSU-Prozesses (17. November). Alice Hasters leuchtet am 20. November in ihrem gleichnamigen Buch die „Identitätskrise“ aus, Fernsehmoderatorin Katty Salié kratzt am 22. November mit ihrem Buch „Das andere Gesicht“ am gesellschaftlichen Tabu der Krankheit Depression, und zum Lesart-Finale am 25. November gibt es erstmals zwar kein Literaturfest mehr, mit Anna Breitenbach, Barbara Stoll und Frieder Egri aber dennoch einen literarisch-musikalischen Ausklang.

Nicht minder reizvoll ist das Lesart-Programm für Kinder und Jugendliche, das einmal mehr die unverwechselbare Handschrift von Bettina Langenheim trägt. Neben zahlreichen Schullesungen hat die Leiterin der Kinderbücherei auch einige öffentliche Termine organisiert: Dass auch das Lesart-Programm für den Nachwuchs stets auf der Höhe der Zeit ist, beweisen zwei Bücher, die sich altersgerecht mit dem Thema Alltagsrassismus beschäftigen: Sigrid Zeevaert liest am 7. November aus „Greta“, Kathrin Schrocke am 19. November aus „Weiße Tränen“. Madlen Ottenschläger zeigt am 9. November mit ihrem gleichnamigen Buch, „Wie man Knurrbären besiegt und Keksräuber fängt“. Ole Könnecke macht’s mit seinem Bilderbuch „Hört sich gut an“ musikalisch. Und Rüdiger Bertram bringt am 23. November mit seinem „Bookmän“ einen Titelhelden mit zur Lesart, der zeigt, dass Lesen stark machen kann – und zwar nicht nur Kinder. (adi)