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Seite 3 Redaktion

Fast 1400 „ES-EL“ zugelassen

Foto: Hauptmann

Fast 14 Millionen Euro für einen Buchstaben und eine Zahl: So viel war einem Geschäftsmann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten das Nummernschild  „P7“ wert. Er sicherte sich  damit jüngst  einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde. Wer hierzulande statt eines  amtlich zugewiesenen Serienkennzeichens ein  individuelles Nummernschild  für sein Gefährt haben möchte, muss zwar nicht  so tief in die Tasche greifen. Den Wunsch aber lassen sich die Zulassungsbehörden extra bezahlen.
Für die Zuteilung eines Wunschkennzeichens wird ein bundesweit einheitlicher Aufschlag  von 10,20 Euro verlangt. Weitere 2,60 Euro kommen hinzu, wenn man sich vorab die gewünschte Buchstaben-Zahlen-Kombination  reserviert. Wie lange das möglich ist, variiert von Behörde zu Behörde.  Für gewöhnlich beträgt die Zeitspanne bis zu 90 Tage wie in den Kreisen Esslingen, Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr, in Einzelfällen ist sie länger – in Stuttgart zum Beispiel 180 Tage.
Inzwischen wollen die meisten Autofahrer  ein Nummernschild mit individueller  Note, stellt Sandra Seeburger, Gebietsleiterin des Schilderherstellers Christoph  Kroschke GmbH fest. In der Filiale in der ­Berliner Straße in Esslingen werden „fast nur noch Wunschkennzeichen“ angefertigt.  Ganz oben auf der Wunschliste stehen laut Seeburger   die Initialen des Fahrers, des Partners oder der Kinder. Bei den zwei bis vier möglichen Ziffern  sind neben Geburts- und     Hochzeitstagen häufig Jahres- und Schnapszahlen sowie bestimmte Zahlenreihen gefragt.  Auch Firmen nutzen die Möglichkeit – zu Werbezwecken oder der Zuordnung von Fahrzeugen zum  eigenen Fuhrpark.  
Dem persönlichen Wunsch sind allerdings Grenzen gesetzt. Nicht alle  Kennzeichen  gibt es zu kaufen. Insbesondere einige Buchstaben   und Zahlen, die einen Bezug zum  Nationalsozialismus  haben,  werden gar nicht erst vergeben. Grundsätzlich dürfen Abkürzungen, die gegen die guten Sitten verstoßen, nicht geprägt werden,  schreibt die  Fahrzeug-Zulassungsverordnung vor. Offiziell verboten sind deshalb die Kombinationen KZ, SS, SA und HJ.
Eine Einnahmequelle sind Wunschkennzeichen aber trotzdem. Das  Esslinger Landratsamt, die   für alle 44 Städte und Gemeinden im Kreis zuständige Kfz-Zulassungsbehörde,   hat im vergangenen Jahr nach Auskunft der Verwaltungssprecherin Andrea Wangner fast 585 000 Euro mit der  Wunschkennzeichengebühr eingenommen.  Wobei eine Tendenz nach unten festzustellen ist:  2015 zum Beispiel hatte der  Kreis noch rund 612 000 Euro  erlöst, 2014 waren es sogar über 703 000 Euro. 
Grund dafür ist nicht etwa ein nachlassendes Interesse der Autofahrer.  „Seit Jahren wird für rund 80 Prozent der Zulassungsvorgänge ein Wunschkennzeichen ausgegeben“, berichtet Andrea Wangner. Vielmehr nehme die Zahl der Neuzulassungen  ab. Wurden  im Jahr 2020 noch  83 135 Fahrzeuge im Kreis Esslingen angemeldet, sank diese  2021 auf  76 549 Zulassungen und lag 2022 nur noch bei 70 626.  
Einen  Trend zu bestimmten Wortkreationen kann das  Esslinger Landratsamt nicht feststellen.   Der  vermeintlich beliebte „ES-EL“  kommt gar nicht so häufig vor wie erwartet:   Laut Andrea Wangner sind derzeit nur 1388 Fahrzeuge mit dieser Buchstabenfolge im Kreis  zugelassen – bei insgesamt 374 742 registrierten Kraftfahrzeugen mit einem ES-Kennzeichen. Weitere gut 70 000 Fahrzeuge haben aktuell ein mit dem Ortskürzel „NT“ beginnendes Nummernschild. Das Kennzeichen für den Altkreis Nürtingen ist seit seiner Wiedereinführung  2013 ziemlich begehrt – aber lustige Wortschöpfungen sind damit nicht möglich.
Anders als in Stuttgart.   Buchstabenkombinationen wie „S-EX“, „S-AU“, „S-KY“ oder „S-OS“ sind zwar nach wie vor gefragt,   aber nicht mehr als andere, sagt Harald Knitter, der Sprecher der Stadtverwaltung. „Dass die Nachfrage speziell nach diesen  Kombinationen auf signifikante Weise höher läge, entspricht nicht unseren Erfahrungen in der ­Zulassungsstelle.“ Die Behörde  hat laut Knitter im vergangenen Jahr mehr als 61 000 Wunschkennzeichen ausgegeben, rund 624 000 Euro an Gebühren kamen so in der Landeshauptstadt zusammen.
Der Trend zum personalisierten Nummernschild ist allgegenwärtig. Der Kreis  Ludwigsburg hat nach Angaben eines Sprechers im vergangenen Jahr rund 55 300 Wunschkennzeichen zugelassen und damit Einnahmen von knapp 564 000 Euro erzielt,  im Kreis Böblingen spülten die rund 43 800 Wunschkennzeichen gut 518 000 Euro in die Kasse, heißt es auf Nachfrage. Der Rems-Murr-Kreis kann die konkrete Anzahl der ausgegebenen Wunschkennzeichen nicht benennen. Aber auch dort stellt man einer Sprecherin zufolge fest: „Die Nachfrage nach individuellen Kfz-Kennzeichen ist nach wie vor sehr groß.“
Übrigens: Das Nummernschild am Auto ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Wer ohne Kennzeichen fährt, riskiert eine Strafe in Höhe von 60 Euro. (eh)