Foto: Roberto Bulgrin
Bis vor vier Jahren befand sich die Lokalredaktion der Eßlinger Zeitung am Marktplatz 6. Dann wurde das Gebäude von der katholischen Kirche gekauft, die dort eine Begegnungsstätte einrichten wollte. Seither hat sich kaum etwas getan.
An Ideen hat es nicht gemangelt. Eine Begegnungsstätte sollte das ehemalige EZ-Haus am Marktplatz werden, es sollte barrierefrei umgebaut und mit allerlei Veranstaltungen bespielt werden. Doch wer in den vergangenen vier Jahren an dem Gebäude aus den 1960er Jahren vorbeigekommen ist, hat kaum etwas davon zu sehen bekommen. Abgesehen von einigen kleineren Aktionen hat sich nichts getan in dem Haus, das 2019 an die katholische Kirche verkauft wurde. Nun aber hofft die örtliche Kirchengemeinde, ihre Pläne bald umsetzen zu können. Ob das klappt, ist jedoch offen.
Jahrzehntelang war das Haus am Marktplatz 6 Sitz der Lokalredaktion der Eßlinger Zeitung. In den Redaktionsräumen im ersten Stock wurden Themen diskutiert, Beiträge recherchiert und Texte geschrieben – zunächst noch auf Schreibmaschinen, zuletzt auf Computern. Im Erdgeschoss war die Geschäftsstelle der Zeitung untergebracht.
Angesichts veränderter Rahmenbedingungen rückte die Redaktion vor einigen Jahren näher zusammen, die Lokalredakteurinnen und Redakteuren wechselten 2019 zu den anderen Zeitungsressorts und Verlagsabteilungen an den Stammsitz der Firma Bechtle in der Oberesslinger Zeppelinstraße, die Geschäftsstelle zog um in die Küferstraße. Das EZ-Haus wurde an die katholische Kirche verkauft. Die neue Besitzerin freute sich nicht nur über die zentrale Lage ihres neuen Domizils, sondern auch über die Nähe zum Münster St. Paul. Das Gebäude sei geradezu ideal für einen Ort der Begegnungen, in dem jeder, der etwas von der katholischen Kirche wolle, einen Ansprechpartner finde, hieß es damals.
Das allerdings ist immer noch Zukunftsmusik. Zumindest hofft das Stefan Möhler, der leitende Pfarrer der katholischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen. Denn die ursprünglichen Pläne seiner Gemeinde für das Gebäude am Marktplatz seien noch immer aktuell. „Der Zeitablauf war anders geplant, wir wollten eigentlich schnell in den Umbau kommen“, sagt Möhler. Dass man noch nicht vorangekommen sei, liege daran, dass die Diözese Rottenburg-Stuttgart ein neues Immobilienkonzept aufstelle. Die Immobilien in Esslingen seien Teil dieser Gesamtplanung – doch solange diese nicht stehe, könnten die Bauarbeiten nicht starten. Seines Wissens sei die Begegnungsstätte im ehemaligen EZ-Haus zwar nach wie vor geplant, ganz sicher wisse man das aber erst, wenn die Genehmigung dafür vorliege, sagt Möhler. Er geht davon aus, dass das noch dieses Jahr der Fall sein könnte.
Dann soll das Haus am Marktplatz zunächst saniert und barrierefrei umgebaut werden – unter anderem ist der Einbau eines Aufzugs geplant. Möhler geht davon aus, dass die Arbeiten mehr als eine Million Euro kosten werden, will aber nicht weiter ins Detail gehen. Er rechnet damit, dass die neue Begegnungsstätte Ende 2024 oder vielleicht auch erst 2025 bezogen werden kann. Geplant sei, dass im Erdgeschoss eine offene Anlaufstelle eingerichtet wird, wo man ungezwungen zusammen kommen könne, ohne etwas konsumieren zu müssen. Dort solle immer jemand ansprechbar sein. Auch kleinere Veranstaltungen wie etwa ein Kirchencafé nach dem Gottesdienst, die Kinderkirche, Konzerte oder Predigtnachgespräche sollten in den neuen Räumen möglich sein. „Wir wollen als katholische Kirche sichtbarer werden“, sagt Möhler.
Im Obergeschoss sei ein Bürobereich geplant, in dem unter anderem auch seelsorgerische Gespräche oder Absprachen zu kirchlichen Feierlichkeiten wie etwa Taufen stattfinden könnten. Die Wohnung im Dachgeschoss, die derzeit als Dienstwohnung für einen Pfarrer aus Indien genutzt wird, soll laut Möhler künftig erhalten bleiben. Klar sei, dass man diese „sozial wertvoll“ vermieten wolle, also etwa an Menschen, die es schwer haben, eine Wohnung zu finden.
Nun hoffe man, dass die Genehmigung der Diözese bald vorliege, sagt Möhler. „Für uns ist es ärgerlich, dass wir so lange nicht weitermachen konnten.“ Eigentlich hätte seine Gemeinde das Gebäude in zentraler Lage gerne schon ab 2022 genutzt. Inzwischen ist klar, dass auch dieses Jahr nichts daraus wird. Schließlich rechnet man mit einem Jahr Bauzeit für Sanierung und Umbauten – und wann Baubeginn sein kann, ist unklar. Von der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist derzeit keine Stellungnahme dazu zu bekommen: Die zuständigen Sachbearbeiter befänden sich im Urlaub, heißt es. „Für uns ist es sehr unbefriedigend, wenn es so aussieht, als ob das Haus verwahrlost“, so Möhler. Denn dass das Gebäude Teil des neuen Immobilienkonzepts sein muss, sei klar – zumindest für die Esslinger Kirchengemeinde. (meb)