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Seite 3 Redaktion

Sieben Brücken für den Radschnellweg

Foto: Roberto Bulgrin

Mancherorts dürfte sich nach anfänglicher Euphorie inzwischen Ernüchterung breitgemacht haben. Denn statt sich bereits mit einem hell erstrahlenden Leuchtturmprojekt schmücken zu können, strampeln sich  einige immer noch damit ab, eine geeignete Route für den heiß ersehnten Radschnellweg zwischen Reichenbach und Stuttgart ausfindig zu machen. Fünf Jahre nach dem Startschuss steht jetzt zwar endlich die Vorplanung für die Trasse durchs Neckartal – doch zwei besonders knifflige Abschnitte wurden dabei ausgeklammert.
Zum einen ist das  der Bereich zwischen dem Esslinger Alicensteg und Stuttgart, der zuletzt für große Diskussionen gesorgt hat. Denn zunächst war  hier lange eine Route am Nordufer des Neckars als Favorit Konsens – erst im November wurde bekannt, dass nach einem neuerlichen Vergleich von Nord- und Südtrasse nun doch eine Strecke südlich des Neckars empfohlen wird. Als Grund wird vor allem der Artenschutz angeführt, der laut Experten eine Genehmigung des Radschnellwegs im Norden höchstunwahrscheinlich macht. Eine alternativ vorgeschlagene Südtrasse durch den Esslinger Stadtteil Pliens­auvorstadt hingegen wird von weiten Teilen der Bevölkerung und des Gemeinderats abgelehnt. Die Stadt Esslingen soll nun eine geeignete Route erarbeiten. Wann eine Entscheidung über die Strecke fällt, ist unklar.
Zum anderen hat man sich auch in Plochingen noch nicht  mit dem Regierungspräsidium Stuttgart (RP) als Planungsbehörde für den Radschnellweg auf eine Trasse einigen können. Dissens gibt es hier über die Streckenführung im Landschaftspark Bruckenwasen. Inzwischen konnten sich RP und Kommune immerhin darauf verständigen, dass die Route im  westlichen Teil des Parks am südlichen Rand  entlang führen soll. Doch dann scheiden sich die Geister. Das RP würde die Trasse gern durch die Streuobstwiesen des östlichen Bruckenwasens führen, durch eine bestehende Eisenbahnunterführung und dann weiter an der Fils entlang. Die Stadt hingegen favorisiert hinter dem Neckar eine Fortführung  Richtung Reichenbach parallel zur B 10, die kürzer wäre und den Park verschonen würde. Allerdings wäre dafür eine neue Bahnunterführung notwendig – die wiederum vom RP unter anderem mit dem Verweis auf die Kosten und  eine höhere Flächenversiegelung abgelehnt wird. Vom RP heißt es, man sei zuversichtlich, dass das weitere Vorgehen für diesen Abschnitt im Sommer mit Plochingen geklärt werden könne.
Abgesehen von diesen zwei Knackpunkten steht die Vorzugstrasse für den sogenannten RS 4 von der Stadtgrenze Stuttgart über Esslingen und Plochingen bis nach Reichenbach laut RP aber seit Anfang Januar fest. Demnach ist klar, dass der Radschnellweg von Stuttgart aus zunächst südlich des Neckars an der B 10 entlang bis nach Esslingen-Weil führen soll und dann weiter durch den Stadtteil Pliensauvorstadt –  für den die genaue Trassenführung noch erarbeitet werden muss –  bis zum Alicensteg. Von hier aus geht es südlich des Neckars zunächst am Ufer weiter und dann entlang der Kreisstraße 1215  an Esslingen-Sirnau vorbei. Anschließend wechselt die Route kurz vor dem Kraftwerk Altbach ans Nordufer des Neckars, schlägt einen Bogen um  das Kraftwerk und kommt bei der Schleuse Deizisau wieder auf die Neckarsüdseite. In der Folge geht es weiter bis nach Plochingen, wo der Radweg am südlichen Rand des Landschaftsparks Bruckenwasen entlang  und dann über eine noch zu klärende Trasse ins Filsgebiet führt. 
Um Eingriffe in die Natur zu minimieren, soll der Radschnellweg die Fils nach Angaben aus dem RP drei Mal queren – und zwar an den gleichen Stellen wie die B 10. Allein dafür müssen drei neue Brücken errichtet werden. Insgesamt geht man im Regierungspräsidium von acht neuen Bauwerken für den RS 4 aus – neben den drei Filsbrücken sollen nach aktueller Planung noch eine Brücke auf Höhe der Kläranlage Deizisau über Esslinger Straße, B 10 und Neckar entstehen sowie eine weitere Neckarbrücke auf Höhe des Freibads Deizisau und des Yachtclubs Plochingen. Zudem sei  eine neue Unterführung  am Knotenpunkt der Straßen Am Rheinkai und Karlstraße sowie den Anschlussrampen an die B 10 in Plochingen vorgesehen, eine Neckarquerung unterhalb der B 10 am Plochinger Dreieck sowie eine weitere Brücke über den Talbach, einen Zufluss der Fils in Reichenbach. 
In Reichenbach schließt die aktuelle Planung an das Demonstrationsstück des Radschnellwegs an, das bereits fertig ist und ebenfalls zum RS 4 gehört. Östlich von Reichenbach setzt sich der Radschnellweg als RS 14 fort, der über Ebersbach und Göppingen bis nach Süßen führt. Westlich von Esslingen ist die Stadt Stuttgart für die Fortführung des Radschnellwegs zuständig. Laut RP war zunächst ein Anschluss auf der Nordseite des Neckars geplant, jetzt werde nochmals ein südlicher Verlauf geprüft. Die Entscheidung Stuttgarts sei aber nicht ausschlaggebend für die Weiterführung in Esslingen. (meb)