Foto: Ines Rudel
Ein Maßband ziert diesmal das Programmheft der Esslinger Literaturtage Lesart, und diese Titelillustration hat symbolischen Charakter: Zum 28. Mal geht das Festival über die Bühne, und was Stadtbücherei und „Eßlinger Zeitung“ vom 6. November bis zum 3. Dezember bieten, darf sich getrost messen lassen an der hohen Qualität, für die die Lesart steht. Mit Dominique Caina verantwortet eine neue Programmleiterin die Veranstaltungen für Erwachsene – Bücherei-Leiterin Gudrun Fuchs und Kinderbücherei-Leiterin Bettina Langenheim, die das Programm für junge Leserinnen und Leser organisiert, bürgen für Kontinuität im besten Sinne. 25 Autorinnen und Autoren stellen diesmal sich und ihre jüngsten Bücher in 33 Lesungen vor. Und sie laden ein zu einem ebenso unterhaltsamen wie erkenntnisreichen Spaziergang durch den aktuellen Bücherherbst.
„Dieser umfangreiche und abwechslungsreiche Inhalt ist nur möglich, weil sich die Lesart über fast drei Jahrzehnte einen herausragenden Ruf in der Literaturszene erarbeitet hat“, weiß OB Matthias Klopfer. Mit Blick auf die Coronalage hofft Bücherei-Leiterin Gudrun Fuchs, dass die Literaturtage 2022 wie geplant über die Bühne gehen können. Gerade jetzt findet sie Veranstaltungen wie diese wichtiger denn je: „Kultur ist ein Ausdruck des menschlichen Daseins. Wir möchten mit den Autorinnen und Autoren zur Auseinandersetzung mit der aktuellen Realität und zum Nachdenken über die Zukunft unserer Gesellschaft einladen.“
Johannes M. Fischer, Chefredakteur der „Eßlinger Zeitung“, ist überzeugt, dass die Lesart gerade in diesen Zeiten ein wichtiges Signal sendet: „Nachdenken, kommunizieren und durchaus auch träumen – das ist das, was eine Gesellschaft zusammenhält und helfen könnte, Konflikte zu lösen. Wir dürfen unsere kulturellen Bedürfnisse nie vergessen. Würden mehr Menschen lesen, hätten wir eine friedlichere Welt.“ Für die Stiftung der Kreissparkasse gibt es viele gute Gründe, die Literaturtage seit vielen Jahren zu unterstützen. „In Zeiten voller Verunsicherungen sendet die Lesart Zeichen der Verbundenheit, der Verlässlichkeit und der Vertrautheit aus“, findet KSK-Regionaldirektor Felix von Heißen, der Kunst und Literatur als „Lebensbedürfnisse des Menschen“ sieht. Und er lobte die feinfühlig zusammengestellte Gästeliste.
Gudrun Fuchs und Dominique Caina wollen mit ihrem Programm für Erwachsene beweisen, „dass wir auch in diesen schwierigen Zeiten eine qualitativ hochwertige Lesart bieten können“. Den hohen Anspruch lösen die Literaturtage gleich zum Auftakt am 6. November mit Rüdiger Safranski ein: Der Philosoph und Literaturwissenschaftler wird nicht nur seine Biografie des Romantikers E. T. A. Hoffmann in den Fokus rücken – Safranskis Gesamtwerk bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für einen spannenden Abend. Mit Rafik Schami stellt sich am folgenden Tag ein Autor vor, der sich auch in Esslingen einen Ruf als vorzüglicher Geschichtenerzähler erworben hat. Und auch in den folgenden Wochen zieren wieder große Namen das Lesart-Programm: Katerina Poladjan (8. November), Heinrich Steinfest (16. November), Alex Capus (21. November) und Robert Menasse (2. Dezember) zählen zum Besten, was die deutschsprachige Literatur zu bieten hat.
Mit Yade Yasemin Önder (19. November) kommt eine der spannendsten Stimmen der aktuellen Literatur zu Wort, mit Volker Kutscher, der mit seinen Gereon-Rath-Krimis die Vorlage zur Fernsehserie „Babylon Berlin“ lieferte, wird am 23. November ein weiterer Hochkaräter erwartet. Mit Marie Gamillscheg (18. November), Fatma Aydemir (22. November) und Theresia Enzensberger (29. November) stellen sich weitere Autorinnen vor, die auch bei der Vergabe von Literaturpreisen oben auf der Rechnung waren. Mit Stefan Hornbach stellt sich am 10. November der aktuelle Bahnwärter-Stipendiat vor, mit Krisha Kops am folgenden Tag ein vielversprechender Romandebütant. Und mit Nora Bossong (15. November) und Nick Reimer (30. November) sind zwei Sachbuchautoren dabei, die aktuelle gesellschaftspolitische Themen aufgreifen. Und wie immer beschließt das Literaturfest im Jazzkeller (3. Dezember) das Festival.
Für Kinder und Jugendliche hat Bettina Langenheim ein profiliertes Programm zusammengestellt, das öffentlich und auch in Kindergarten- und Schullesungen präsentiert wird: Markus Orths, der im Erwachsenenprogramm zu den Stammgästen zählt, beweist am 9. November seine Qualitäten als Kinderbuchautor. Julya Rabinowich erzählt am 10. November von einer jungen Frau, die vor dem Krieg geflohen ist und sich nun in einer neuen Heimat zurechtfinden muss. Benjamin und Christine Knödler stellen am 13. November Jugendliche vor, die die Welt veränderten. Nils Mohl erzählt am 15. November von einem Roadtrip voller Liebe und Bücher, Lisa Rammensee lädt Bilderbuchfans am 22. November ins Kommunale Kino ein, und am 29. November entführt Lena Hach ihr junges Publikum in zauberhafte Welten.