Foto: Ines Rudel
Vor mehr als anderthalb Jahren sind die Lichter im renommierten Hotel Park Consul erloschen. Der damalige Pächter hatte den Betrieb eingestellt und Insolvenz angemeldet. Inzwischen ist klar, dass mit der Leonardo-Hotelgruppe eine international tätige Kette das Vier-Sterne-Haus am Esslinger Neckar Forum führen wird. Doch wann wieder Leben in der Herberge einkehrt, ist unklar. Eigentlich hatte man die Wiedereröffnung für dieses Jahr angekündigt, doch inzwischen rechnet man im Esslinger Rathaus erst im Jahr 2023 mit einem Neustart.
Noch ist der Pachtvertrag nicht unterschrieben. Aber die Vertragsverhandlungen zwischen Leonardo und der Stadt Esslingen beziehungsweise der städtischen Tochtergesellschaft Esslingen live seien in der Endphase, teilt der städtische Pressesprecher Niclas Schlecht mit. „Der Pachtvertrag wird über den Sommer finalisiert und auch unterschrieben“, so Schlecht. In dem Dokument werde auch festgeschrieben, wie man sich im Hinblick auf die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten geeinigt habe, die derzeit von Fachplanern abgestimmt würden.
Vor allem wegen dieser Arbeiten verzögert sich die zunächst für den Sommer oder Herbst dieses Jahres angekündigte Wiedereröffnung des Hotels – denn wie allerorten sei es auch hier schwer, zeitnah Handwerker zu bekommen, sagt Schlecht weiter. Eine Eröffnung in diesem Jahr sei daher nicht mehr möglich. Wann das Hotel voraussichtlich wieder Gäste empfängt und mit welchem Konzept die neuen Betreiber an den Start gehen, kann laut Schlecht erst nach Abschluss der Verträge bekannt gegeben werden. Auch die Leonardo-Gruppe will derzeit noch keine Auskünfte zur Zukunft des Hotels geben.
Klar ist hingegen, dass die lange Pause im Hotelbetrieb ein Loch in die Kasse von Esslingen live reißt. Denn die Kultur- und Kongressgesellschaft ist nicht nur für die städtischen Veranstaltungshäuser – darunter auch das Neckar Forum – zuständig, sondern auch für die Verpachtung des Hotels an der Grabbrunnenstraße. Allein durch die fehlenden Pachteinnahmen wegen der Schließung des Vier-Sterne-Hauses im vergangenen und im laufenden Jahr gehen der städtischen Tochter nach eigenen Angaben rund 1,7 Millionen Euro durch die Lappen – hinzu kommen Ausgaben von mehr als 20 000 Euro im Monat für den Unterhalt des leer stehenden Gebäudes. Das führt zu einem erheblich höheren Kapitalbedarf für Esslingen live als ursprünglich erwartet.
Als städtische Tochter erhält Esslingen live stets einen Verlustausgleich von der Stadt. Für das Jahr 2022 sind im städtischen Haushalt bereits rund 4,2 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen eingeplant, für 2023 mit rund 3,7 Millionen Euro etwas weniger. Doch nun geht man bei Esslingen live davon aus, dass in diesem und dem nächsten Jahr insgesamt weitere rund 3,2 Millionen Euro von der Stadt benötigt werden – eben wegen des langen Leerstands des Hotels und weil die Rücklagen der städtischen Tochtergesellschaft bereits für den Ausgleich der coronabedingten Verluste in den vergangenen zwei Jahren aufgebraucht worden sind. Zudem wird dem neuen Pächter ein Modernisierungszuschuss in Höhe von 500 000 Euro gewährt.
Auch die Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH (EST), ebenfalls eine städtische Tochter, hatte in den vergangenen Jahren massiv mit den Auswirkungen der Coronapandemie zu kämpfen. So konnte sie ihre Aufgaben nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr nur teilweise erfüllen – etwa, weil Stadtführungen und Veranstaltungen untersagt oder nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt waren, die neue Konzepte erforderlich machten. Mit einem Fehlbetrag von rund 640 000 Euro, der standardmäßig von den Gesellschaftern Stadt Esslingen, Weingärtner Esslingen, City-Initiative Esslingen und Wirtschaft für Esslingen ausgeglichen wird, liegt die EST für 2021 in etwa auf dem Niveau des Coronajahres 2020.
Ähnlich schwierig waren die Bedingungen im vergangenen Jahr für die städtische Tochtergesellschaft Esslinger Markt und Event GmbH (EME), deren Kernaufgabe es ist, Großveranstaltungen und Märkte zu organisieren. So wurden 2021 pandemiebedingt sowohl das neue Sommerfest Estival als auch der Mittelalter- und Weihnachtsmarkt abgesagt. Angesichts dieser Umstände sei das Jahresergebnis für 2021 weder mit den Zahlen des Vorjahres noch mit den ursprünglichen Plänen vergleichbar, heißt es von der EME. Der Fehlbetrag in Höhe von rund 320 000 Euro werde aus Rücklagen ausgeglichen, die durch Kapitaleinlagen der Stadt Esslingen aufgebaut wurden.
Hotel im Wandel
Seit seiner Eröffnung im Jahr 2005 hatte die Brendal Group das Hotel Park Consul am Esslinger Neckar Forum betrieben. Bis Ende 2017 wurde das Hotel als Best Western Premier geführt, anschließend ohne Kooperation mit Best Western. Zum 31. Dezember 2020 hat die Brendal Group den Betrieb des Hotels eingestellt. Als Grund gab sie die problematische Situation durch die Coronapandemie an. Am 1. Januar 2021 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.
Nach der Insolvenz des bisherigen Betreibers wurde im Esslinger Gemeinderat um die Weiterführung des Hotels gerungen. Im Sommer 2021 entschied man sich, die städtische Immobilie nicht zu verkaufen, sondern erneut zu verpachten. Im Februar diesen Jahres wurde bekannt, dass die Leonardo-Gruppe das Hotel an der Grabbrunnenstraße weiterbetreiben wird.