Touristische Angebote und Großveranstaltungen leben davon, dass sie gut genutzt und besucht werden. Schließlich bedeuten viele Gäste in der Regel gute Stimmung – und gute Einnahmen. Doch durch die Beschränkungen wegen Corona mit Veranstaltungsverboten oder strengen Auflagen wurden diese Bereiche in den vergangenen anderthalb Jahren ins Mark getroffen. Trotzdem kommt die Esslinger Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft (EST) finanziell noch recht gut durch die Pandemie. Bei der Veranstaltungsgesellschaft Markt- und Event (EME) könnte es angesichts der kurzfristigen Absage des Weihnachtsmarkts aber weniger rosig aussehen. Michael Metzler, Geschäftsführer von EST und EME, macht keinen Hehl daraus, wie schwierig die Situation ist: „Das Stadtmarketing ist seit Beginn der Pandemie in einer Art Ausnahmezustand.“ Immer wieder habe man Veranstaltungen absagen, umplanen oder ganz neu konzipieren müssen. „Viele Dinge, die über Jahre hinweg immer gleich abgelaufen sind, müssen wir jetzt anpassen“, sagt er. Das sei nicht nur negativ: „Mein Job war nie anstrengender, aber auch nie spannender“, so Metzler. Man müsse zwar vieles neu denken, aber: „In der Krise liegt auch die Chance.“ Gleichwohl macht sich die Pandemie auch bei den städtischen Gesellschaften EST und EME finanziell bemerkbar. So seien bei der EST deutliche Umsatzrückgänge bei den Einnahmen durch Stadtführungen, Events und Ticketverkäufe zu verzeichnen, sagt Metzler. Genaue Zahlen will er nicht nennen. Nur so viel: Seit Pandemiebeginn sei der Umsatz von üblicherweise rund 250 000 Euro allein bei den Stadtführungen um 50 bis 60 Prozent zurückgegangen. Schließlich hätten diese teils über Monate hinweg gar nicht stattfinden können. Aber Metzler betont: „Wir haben versucht, einen Sparkurs zu fahren.“ Unter anderem seien Beschäftigte in Kurzarbeit gewesen, zudem habe man sich bemüht, möglichst viele Fördergelder für Zukunftsprojekte einzutreiben. Und die Defizite habe man bislang durch einen Griff in die Rücklagen ausgleichen können. „Mit der EST kommen wir recht gut durch die Pandemie, wir können gut arbeiten“, so Metzler. Der im Wirtschaftsplan der Stadtmarketing-Gesellschaft für 2022 aufgeführte Jahresverlust von etwa 735 000 Euro bereitet dem Geschäftsführer keine Bauchschmerzen. Das entspreche dem üblichen Fehlbetrag, der stets durch die Gesellschafter – und damit zum größten Teil durch die Stadt Esslingen als Hauptgesellschafterin – wieder ausgeglichen werde. Gleichzeitig sei man dabei, sich in vielen Bereichen neu aufzustellen. Schon seit Pandemiebeginn investiere man viel Energie, um Handel, Gastronomie und Kultur in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen. Man entwickele Zukunftskonzepte für die Innenstadt, aber auch für den Städtetourismus generell, sagt Metzler. Gleichwohl will man sich im Rathaus nichts vormachen: Die Coronapandemie werde den Städtetourismus auch 2022 noch stark beeinträchtigen, heißt es von der Stadtverwaltung. Erst im Jahr 2023 rechne man mit einer deutlichen Entspannung. Auch was die Ausrichtung von Events angeht, bleibt die Lage schwierig. „Wir stecken bei den Großveranstaltungen im Dilemma“, erklärt Metzler. Denn diese bedürften einer langen Vorbereitungszeit und dementsprechend frühzeitigen Entscheidungen. Die Coronalage könne so weit im Voraus aber nur schwer abgeschätzt werden. „Wenn wir zu defensiv planen, heißt es, wir seien mut- und ideenlos. Planen wir zu offensiv, müssen wir im Zweifelsfall kurzfristig die Reißleine ziehen“, sagt Metzler. So wie beim Weihnachtsmarkt, der dieses Jahr einen Tag vor der geplanten Eröffnung pandemiebedingt abgesagt wurde. Die Absage sei im Wirtschaftsplan der EME natürlich nicht vorgesehen gewesen, sagt Metzler. Derzeit sei man dabei, zu berechnen, was das Aus der Esslinger Großveranstaltung finanziell für die EME bedeute. „Darüber werden wir sicherlich noch mit der Stadt als Gesellschafterin ins Gespräch kommen“, so der Geschäftsführer. Die wirtschaftlichen Auswirkungen würden voraussichtlich in der letzten Gemeinderatssitzung vor Weihnachten thematisiert. Klar sei: „Durch die kurzfristige Absage fehlen uns schon Einnahmen, etwa aus Standgebühren.“ Unterdessen werden bei der EME schon die Veranstaltungen für das kommende Jahr geplant. Für das Sommerfest Estival etwa stehen laut Metzler bereits intensive Gespräche mit den 14 Gastronomen an, die sich für die sieben bis acht Standplätze beworben haben. „Aber wir fahren bei den Events in der Pandemie auf Sicht“, betont der Geschäftsführer. Voraussichtlich im Februar werde man sich mit den Beteiligten zusammensetzen und über den Umgang mit der Pandemie beraten. Und die Grundsatzentscheidung, ob das Fest überhaupt stattfinden soll, werde auch erst im nächsten Jahr fallen. Die Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH hat die Aufgabe, die Stadt attraktiver zu machen. Sie koordiniert die Aktivitäten im Stadt- und Tourismusmarketing. Dabei hat sie zum Ziel, die Kräfte aus Wirtschaft und Verwaltung zu bündeln.Die Esslingen Markt und Event GmbH ist Anfang 2020 gegründet worden.
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