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Seite 3 Redaktion

Die Vier-Tage-Woche auf Probe

Das Köngener Catering Unternehmen Benz & Co. Catering hat die Vier-Tage-Woche eingeführt. Geschäftsführer Marcel Benz möchte dadurch die Gastronomiebranche attraktiver machen. Das Ziel: mehr Personal finden. Es ist der Traum vieler Arbeitnehmer: Vier Tage arbeiten und an drei Tagen frei haben- und das bei vollem Gehalt. In dem Köngener Catering Unternehmen Benz & Co. Catering ist das nun Wirklichkeit geworden. Ein halbes Jahr lang testet die Firma, die 72 Mitarbeiter und etliche Aushilfskräfte beschäftigt, das Vier-Tage-Modell. Damit möchte Geschäftsführer Marcel Benz die Gastronomie wieder attraktiver machen und neues Personal gewinnen. Die Branche habe einen schlechten Ruf, erklärt Benz. Es sei ein anstrengender Beruf, in dem man auch am Wochenende und abends arbeiten müsse. Schon vor Corona sei es schwierig gewesen, Personal zu finden, sagt der Geschäftsführer. Die Pandemie habe die Lage dramatisch verschärft. Es herrsche ein großer Mangel an Aushilfskräften. Für Benz steht fest, dass das Unternehmen etwas tun muss. Schon vor der Pandemie habe er mit dem Gedanken gespielt, die Vier-Tage-Woche einzuführen. Das Thema Work-Life-Balance sei den Menschen wichtig und gerade in der Gastronomie benötigen die Mitarbeiter ausreichend Freizeit. Benz sieht schlicht und einfach keine andere Möglichkeit, wie er den Personalmangel bekämpfen soll. Finanzielle Anreize bietet sein Unternehmen in der Form von Weihnachtsgeld, Prämien und Vermögenswirksamen Leistungen schon immer an. „Wenn wir ein gutes Geschäftsjahr haben, profitieren unsere Mitarbeiter davon“, sagt Benz. Als Aushilfe erhalte man einen Stundenlohn von 14 Euro. Bei Benz & Co. Catering arbeiten die Angestellten seit Oktober nun 40 Stunden auf vier Tage verteilt. Um die reduzierte Arbeitszeit aufzufangen, optimiere man interne Prozesse und habe zusätzliches Personal über Leihfirmen angestellt. In den Entscheidungsprozess seien die Mitarbeiter involviert gewesen, sagt Benz. Es sei auch kein Muss, seine Arbeitswoche zu reduzieren. Klar sei der Wunsch da, drei Tage am Stück freizuhaben, sagt Benz. Doch das ließe sich nicht umsetzen, weshalb die Angestellten zwei Tage hintereinander frei hätten und dann noch einen einzelnen Tag. Fest steht auch, dass in Hoch-Zeiten wie im Dezember das Vier-Tage-Modell nicht umsetzbar sei. Doch Hoch-Zeiten gebe es in jeder Firma und die restlichen Monate habe man dann mehr Freizeit, so Benz. Ist die Vier-Tage-Woche auch für andere Arbeitgeber im Kreis Esslingen eine Option?„Angesichts unserer derzeitigen Auftragslage ist die Vier-Tage Woche bei uns kein Thema“, sagt eine Pressesprecherin von Festo. Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen bietet ihren Mitarbeitern eine vorübergehende Arbeitsreduzierung an. Wer zum Beispiel einen Angehörigen pflegt, kann temporär weniger arbeiten. Das Gleiche gilt für Angestellte, die neben ihrem Beruf studieren, erklärt Ulrich Unger, Pressesprecher der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. Daneben gebe es Angebote für ältere Angestellte. Mitarbeiter ab 55 Jahren können ihre Arbeitszeit auf 80 Prozent reduzieren und erhalten 88 Prozent ihres Gehalts. Ab 60 Jahren kann man seine Stunden auf 60 Prozent abbauen für 70 Prozent des Lohns. Und das Angebot an flexiblen Arbeitszeitmodellen soll weiter ausgebaut werden, sagt Unger. Knapp zwei Monate nach der Einführung der Vier-Tage-Woche zieht Marcel Benz ein positives Fazit. „Wir befinden uns auf einem guten Weg“, sagt er. Die Mitarbeiter zeigen sich zufrieden mit dem Modell. Eine gewisse Skepsis sei natürlich auch da, wofür Benz Verständnis hat. „Natürlich funktioniert so eine Veränderung nicht von heute auf morgen. Wir befinden uns in einer Lernphase und wollen jeden Mitarbeiter mitnehmen, um das neue Modell für alle gewinnbringend umzusetzen“, erklärt er. Damit das Modell auch nach der Testphase bestehen bleibe, müsse man mehr Personal gewinnen. Und in dem Bereich tue sich etwas. Man erhalte mehr Bewerbungen, sagt Benz. Trotzdem gebe es noch Luft nach oben. Fest steht auch, dass das Unternehmen die reduzierte Arbeitswoche mehr Geld koste. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hält die Einführung einer Vier-Tage-Woche für machbar. Allerdings müssten die Angestellten dabei auf ihren Lohnausgleich verzichten. Sonst sei das Modell zu teuer für die Unternehmen.