Foto: Roberto Bulgrin
Corona verlangt uns allen eine Menge ab: Lockdown, Abstandsregeln, Hygienevorschriften und die ständige Unsicherheit, was die Pandemie noch bringen wird, zerren bei vielen mächtig an den Nerven. Da kann man allzu leicht in Tristesse verfallen. Doch es gibt auch in diesen Zeiten viele hoffnungsvolle Zeichen – und Menschen, die in der Krise über sich hinauswachsen: Krankenschwestern und Ärzte, Altenpfleger, Künstler, Lehrer, Polizisten, Geschäftsleute und viele mehr tun eine Menge, damit der Laden auch in diesen Zeiten läuft. Die Musiker Buddy Bosch und Stefan Weidner, die Sängerin Daniela „Ela“ Kirchner und der Autor Olaf Nägele haben eine Anregung unserer Zeitung aufgegriffen und machen einen Song für die heimlichen Helden der Coronazeit. Ihre Botschaft ist klar: „Nur gemeinsam sind wir stark.“ Und deshalb verfolgen die Lieder-Macher ein ganz spezielles Konzept: Die Corona-Helden werden nicht nur besungen, sondern auch ins Bild gesetzt. Den Refrain übernehmen unsere Leserinnen und Leser. So soll ein stimmgewaltiger Chor entstehen. Wer mitsingen möchte, sollte sich rasch melden, denn Buddy Bosch und seine Mitstreiter drücken aufs Tempo: „Jetzt ist genau die richtige Zeit für solch ein Projekt. Die Menschen brauchen Ermutigung – auch diejenigen, die andere immer ermutigen.“
Mit seinem Tonstudio „Das Tonzimmer“ ist es Buddy Bosch gewohnt, ambitionierte Projekte in hoher Qualität und trotzdem rasch umzusetzen. So hat er mit zahlreichen Künstler-Kolleginnen und -Kollegen im Frühjahr den Wendrsonn-Song „Da ben i dahoim“ zum Niederknien schön neu eingespielt und damit eine der schönsten Mutmacher-Aktionen des ersten Lockdowns gestartet. Und er musste auch nicht lange nachdenken, als unsere Zeitung nun wegen eines weiteren Song-Projekts bei ihm anklopfte. Was die Sache noch kniffliger macht: Diesmal sollen nicht Profis vor dem Mikrofon stehen, sondern diejenigen, die Tag für Tag und häufig unbemerkt ganz viel dafür tun, dass wir so gut wie möglich durch diese vermaledeiten Zeiten kommen.
Für Buddy Bosch passt dieser Gedanke perfekt in die Zeit: „Ich bin ein Teammensch und fest davon überzeugt, dass man gemeinsam einfach mehr erreichen kann. Das gilt in Coronazeiten ganz allgemein, das gilt aber auch für dieses Projekt. Es gibt so viele Menschen, die unter den Corona-Einschränkungen leiden, weil sie in Existenznöte geraten, weil sie wie wir Künstler nicht auftreten dürfen oder weil sie sich kaputtschuften, um zum Beispiel in Krankenhäusern Menschenleben zu retten. Die haben es verdient, dass man ihre Arbeit mit einem Lied würdigt und dafür sorgt, dass ihr Engagement nicht vergessen wird.“
Buddy Bosch hat sich sofort in die Arbeit gestürzt. Nach den richtigen Mitstreitern musste er nicht lange suchen: Seine Ehefrau Ela Kirchner ist eine versierte Sängerin. Und mit dem Komponisten, Arrangeur und Pianisten Stefan Weidner und dem Autor Olaf Nägele hat er schon oft bei Produktionen seines Studios zusammengearbeitet. Und so dauerte es nicht viel mehr als einen Tag, bis eine eingängige Melodie und ein einfühlsamer Text im Kasten waren.
Für Olaf Nägele war’s keine Frage, sich spontan zu beteiligen: „Künstler sind es gewohnt, auf andere Formate auszuweichen, weil auf der Bühne derzeit nichts stattfinden kann. Da ist es gut, wenn man Leute kennt, die dieselbe Einstellung haben und helfen, neue Konzepte umzusetzen. Mein Eindruck ist, dass bei vielen der Zusammenhalt größer geworden ist. Dass die Eßlinger Zeitung mit im Boot ist, freut uns besonders.“ Mit seinem Songtext hat Olaf Nägele im Eiltempo eine Steilvorlage geliefert, die Komponist Stefan Weidner prompt angenommen hat: „Für uns war klar, dass wir eine Melodie brauchen, die die Leute berührt. Wenn man den Text kennt, ist es für einen Komponisten einfacher. Ich habe versucht, die Emotionen des Textes in Klänge zu packen.“ Eine Klavierversion ist bereits fertig, derzeit arbeitet Stefan Weidner noch am Arrangement für die Orchesterbegleitung.
Für Buddy Bosch und seine Mitstreiter beginnt nun der herausforderndste Teil ihrer Arbeit, schließlich werden die heimlichen Helden der Corona-Zeit ihre Textpassagen selbst einsingen – und nicht jede(r) ist gesanglich versiert. „Das ist tatsächlich eine Herausforderung“, weiß Buddy Bosch. „Aber ich arbeite seit zehn Jahren auch als Tontechniker im Studio – da erlebt man so ziemlich alles. Und es ist längst nicht so, dass die Arbeit mit Amateuren schwieriger ist als die mit Profis. Ein guter Tontechniker hat den Ehrgeiz, aus Jedem das Bestmögliche herauszuholen. Mir macht es Spaß, mit den Leuten zu arbeiten. und zur Not kann man auch mal eine Passage sprechen lassen.“ So sieht das auch Olaf Nägele: „Es geht uns nicht um absolute Perfektion, sondern um das gemeinsame Anliegen, dass wir den Zusammenhalt nicht verlernen. Das muss jeder auf seine Weise rüberbringen. Wir wollen Authentizität einfangen.“ Für Ela Kirchner kommt dieses Projekt genau zur rechten Zeit: „Die Verlängerung des Lockdowns hat viele Menschen ziemlich mitgenommen. Mit unserer Aktion wollen wir ihnen den nötigen Atem schenken, damit wir auch die nächste Etappe schaffen.“