Foto: Yelin Türk
Wie können sich junge Menschen ehrenamtlich engagieren neben ihren Verpflichtungen in Schule, Sportverein und Co? Mit dem Projekt Youngcaritas gibt es in Esslingen neue Möglichkeiten.
Ehrenamt ist wertvoll, aber auch zeitaufwendig. Gerade für junge Menschen, die noch in der Schule sind, studieren oder erste Schritte in der Arbeitswelt machen, kann es schwer sein, diese Zeit zu finden. „Viele in meinem Alter wollen sich engagieren, aber eben flexibel, ohne Verpflichtung, in Projekten, die wirklich zu ihrem Leben passen“, erklärt Lejla Batkic. Die junge Frau ist duale Studentin bei der Caritas Esslingen und ist dort für das neue Projekt Youngcaritas zuständig.
Youngcaritas richtet sich an junge Menschen zwischen 13 und 27 Jahren, die sich sozial, politisch oder ökologisch engagieren möchten. Das Projekt gibt es bereits an 80 Standorten in Deutschland, in Esslingen wird es seit Anfang 2025 aufgebaut.
Was bietet das Projekt konkret? „Unser oberstes Ziel ist es, jungen Leuten eine Plattform zu bieten“, sagt Kornelija Ljubek-Pres. Sie ist für die Koordination mehrerer Caritas-Projekte zuständig, darunter der Kinderbeirat und nun auch Youngcaritas. Die Inhalte und Aktivitäten, mit denen sich Youngcaritas auseinandersetzt, sollen nicht „von oben“ kommen. Stattdessen sollen die jungen Menschen selbst überlegen, planen und gestalten. Die Caritas stellt ihnen dazu die Räume und die Erfahrung unterstützend zur Seite, wie Ljubek-Pres weiter erklärt.
Wöchentliche Pflichtsitzungen oder ähnliches gebe es dabei nicht, sagt Lejla Batkic. Youngcaritas soll es jungen Menschen ermöglichen, sich und ihre Stadt gestalten zu können – aber ohne Verpflichtung, immer dabei zu sein. Nicht nur die Projekte, sondern auch deren Umsetzung werde von den Youngcaritas-Mitgliedern gestaltet. Es stehe jedem frei, wie oder wann er oder sie sich einbringe. „Das Besondere ist, dass man nicht nur mitmacht, sondern auch mitgestaltet“, sagt Batkic.
„In Esslingen gibt es sowas noch nicht“, sagt Petra Gauch, Leiterin des Caritas-Zentrums Esslingen. „Wir erleben durch andere Angebote, dass es vor allem junge Leute sind, die sich engagieren wollen. Die etwas zurückgeben und sich einbringen möchten“, erläutert sie. Gerade diese jungen Leute würden im Ehrenamt aber ein neues Format brauchen. „Ohne lange Planung, sondern punktuell, mit einem Fokus auf eigene Interessen“, so Gauch.
Hinzu kommt, laut Batkic, noch ein weiterer Aspekt: „Seit der Corona-Pandemie sind viele junge Leute von Einsamkeit betroffen“, sagt sie. Youngcaritas solle Verbindungen und ein Gefühl der Gruppenzugehörigkeit schaffen.
Interessenten und Interessentinnen gebe es bereits. Um diesen bei den ersten Schritten zu helfen, haben die Organisatorinnen schon mehrere niederschwellige Formate erdacht. Eine Smartphone-Sprechstunde zum Beispiel, bei der Jugendliche älteren Menschen einmal im Monat beim Umgang mit Smartphones helfen. Außerdem seien monatliche „Sozialtouren“ in der Planung, bei der die Youngcaritas-Mitglieder in kleinen Gruppen das lokale soziale Hilfsnetzwerk erkunden, zum Beispiel den Tafelladen oder die Obdachlosenhilfe. „Wir wollen echte Begegnungen schaffen. Das wirkt tiefer als jedes Plakat“, erklärt Kornelija Ljubek-Ples.
Wer bei Youngcaritas mitmachen will, kann sich beim Team melden. Willkommen ist jeder und jede, unabhängig von Herkunft, Bildungsweg oder Vorerfahrung. Auch Religionszugehörigkeit spiele keine Rolle. „Auch bei den Erwachsenen nicht“, fügt Petra Gauch hinzu. Weitere Informationen: www.youngcaritas.de/lokalisiert/badenwuerttemberg/esslingen/esslingen