Foto: Rainer Sturm/pixelio
Der Titel von Peter Handkes Erzählung „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ ist zum Sprichwort geworden. Nicht ganz, aber doch ein wenig deckt sich das mit der Situation eines Chores, der in der hust- und schnupfenaffinen Jahreszeit vor seinem Konzert am 1. Advent steht. Werden alle Instrumentalisten und die vier Solisten am Sonntag um 17 Uhr im Neuen Blarer voll einsatzfähig sein?
Dass von den Sopranen, den Altistinnen, den Tenören und Bässen im Chor alle gesund sind, das entspricht fast einer 6 im Lotto. Schon vor der Generalprobe lassen Grippe- und Corona-bedingte Absagen nicht auf sich warten. Für die Dirigentin ist es jedes Mal eine Zitterpartie bis zum ersten Tor – pardon, natürlich Ton am nächsten Sonntag.
Sie ist im übertragenen Sinne die Torfrau mit ihrer Angst vor dem Strafstoß der Infektionen. Da gibt es die unhaltbaren Elfmeter und die nicht ganz so scharf geschossenen. Der Philharmonische Chor ist zum Glück ein großer Chor mit über 100 Mitgliedern. Wenn zwei Drittel von ihnen dabei sind beim Adventskonzert, dann dürfte es wieder eine ganz besondere Veranstaltung mit reichlich Gänsehaut auf der Bühne und im Saal werden, wie zuletzt die SOMMER-GALA im Juni.
Was alles auf die Besucher zukommt, haben wir in den letzten beiden ZWIEBEL-Beiträgen erzählt. Man sollte gar nicht glauben, wie viel Musik es gibt, die nicht unter die im Dezember meistbediente Rubrik „Berieselung“ fällt, die stattdessen einen tiefen Eindruck hinterlässt – eine Melodie schöner als die andere. Anspruch und Anmut – darunter machen es Sabine Layer und der Philharmonische Chor Esslingen nicht. Wir versprechen Ihnen, dass das Konzertmotto „My spirit sang all day” die Zuhörer die ganze Adventszeit begleiten wird.
Jetzt können wir nur noch auf schneefreie Straßen hoffen, denn die beiden „Chor-Fans“ mit der weitesten Anfahrt brauchen am nächsten Sonntag Benzin für über 250 km.