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Förderverein Münster St. Paul

Wie sah ER aus? – Vernissage im Münster

Foto: Gabriele Alf-Dietz

Seit Jahrhunderten bewegt diese Frage die gläubigen Christen und beschäftigt auch den Künstler Dieter Groß sein Leben lang. „ChristusBilder“ malt er seit Mitte der 80-er Jahre jedes Jahr in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag: Tücher, die das Antlitz Christi im Leben, Sterben und Auferstehen zeigen, inspiriert vom legendären Schweißtuch der Veronika, das das wahre Antlitz Jesu zeigt.

In der Bibel beschreiben die Geschichten um Jesus nur den Anfang und das Ende seines Lebens. Wohl auch deshalb entstanden im Laufe der Jahrhunderte Legenden und künstlerische Darstellungen, die diese Lücke schließen konnten. In seiner Einführung in die Ausstellung führte Thomas Dietz lebendig und interessant in einige der Legenden ein, richtete den Schwerpunkt jedoch auf die real existierenden Tücher von Turin und Manoppello.

Wie entstehen die Bilder während der Andacht in Weil der Stadt? Im anschließenden Interview macht Dieter Groß folgendes deutlich: Betende Gemeinde und Künstler treten in eine spirituelle Beziehung, während das Bild entsteht. Mit seinen Malutensilien ausgestattet spürt der Künstler in einer Nische im Seitenschiff die Anwesenheit der Gemeinde, er wird in seinem schöpferischen Tun getragen von Liturgie und Gebet. Entscheidend ist am Ende „die Kunst des Aufhörens“, das Bild muss fertig werden.

Dreimal erklang während der Vernissage passend zum Thema der Ausstellung Orgelmusik, komponiert von KMD Felix Muntwiler, wuchtige Akkorde am Anfang, erschütternde Klangbilder mit grellen Zwischentönen, zarte, hohe „Glasharfentöne“ und am Schluss dumpfe, eindrückliche Tonfolgen, sich emporschraubend aus der Tiefe und schließlich im langen, ruhigen und versöhnlichen Schlussakkord ausklingend.

Ein herzliches Dankeschön an den Arbeitskreis Kirche und Kunst für diese eindrucksvolle Matinee, Christoph Gründken für die Hilfe beim Aufbau und Felix Muntwiler für die Musik. Die Ausstellung ist noch bis zum 14. März im Münster St. Paul zu sehen.

Gabriele Alf-Dietz