Foto: Team Themenspaziergänge
Beim Themenspaziergang im Münster St. Paul stellt Dr. Emanuel Gebauer seinen 20 Mitspazierenden zuerst einmal vor, was er nicht erläutern wolle: Nicht die Details der Glasmalereien im Münster und auch nicht die Ikonographie, die in den Bildern erzählt wird. Vielmehr wolle er erfolgreich unseren Blick weiten, auf das, was es zu entdecken gibt, Denkanstöße geben, die Auseinandersetzung mit Alltäglichem und doch Unbekanntem ermöglichen. Die Phänomene Glas und Licht besprechen und vielleicht etwas besser zu verstehen.
Glas, auf zwölf Seiten im Grimm’schen Wörterbuch behandelt, bezeichnet ursprünglich einen leuchtend durchscheinenden gelblichen Gegenstand: Bernstein später auch Alabaster, das Marienglas. Seit viertausend Jahren bekannt, ist es jedoch nie zu einer „Glaszeit“ gekommen, als Ergänzung zu den bekannten Stein- Bronze- Eisenzeiten. Erster Denkanstoß: Die Epochen wurden nach dem Material der Waffen und Werkzeuge benannt, nicht nach den künstlerisch genutzten Materialien. Dünn geschliffene Steine dienten als feste Begrenzung der Räume und wenn sie dünn genug waren, ließen sie Licht durchschimmern. Zweiter Denkanstoß: Licht und Farbe, Körperfarbe und Lichtfarbe: In verständlicher Sprache brachte Emanuel uns diese Phänomene nahe und dann der dritte Denkanstoß: Glas ist eine Flüssigkeit. Ungläubiges Staunen. Jetzt wurde es chemisch und auch ohne Formeln konnten wir in die Herstellung von Glas, seine Rezeptur, die unterschiedlichen Mechanismen des Färbens und auch der Herstellung der Glasmalerei mit Glasscherben, Bleiruten und Schwarzlot eintauchen.
Im letzten Teil erführen wir die Geschichte des Gebrauches von Glas im sakralen Raum, vom Mosaik im Mausoleum der Galla Placida über den Christuskopf in der Weißenburger Scheibe, von der Hochblüte der Glasmalerei im Mittelalter bis zu modernen Scheiben wie dem Tauffenster in St. Paul. Mit einem Verweis auf die Offenbarung des Johannes und das himmlische Jerusalem endete der Spaziergang. Danke!