Am 13. September fand in der Südkirche ein beeindruckender Gottesdienst mit der Tanzkompanie Esslingen statt. Zu Beginn fuhr Julien mit der neuen Treppenraupe die steile Treppe im Inneren der Südkirche hoch und wurde mit Gong und Tanzmusik begrüßt, auf dem Schoss in seinem Rollstuhl lagen die Blumen, die er zum Altar brachte. Der syrische Sänger und Gitarrist Mazen Mohsen begleitete mit seinem berührenden Timbre das Solo von Laura Brückmann, einer professionellen Tänzerin, deren Trisomie 21-Veranlagung der Intensität und exakten Leichtigkeit ihres Tanzes keinen Abbruch tut. Kraftvoll und leidenschaftlich tanzte die querschnittsgelähmte Sophie Hauenherm eine Geschichte, vielleicht ihre Geschichte, in ihrem Solo. “Dieser Tanz erzählt über Wille, Hoffnung, die Verbindung mit etwas Größerem als uns und die Möglichkeit, sich selbst zu finden durch extreme Schwierigkeiten”, erläutert Grégory Darcy, der choreografische Leiter des Tanzemsembles. Zusammen mit der alten biblischen Inklusionsgeschichte von Zachäus, in der es um die Integration eines reichen Außenseiters geht, bot der Gottesdienst ein nachdenliches und leidenschaftliches Plädoyer für Respekt, Vielfalt und Begegnung auf Augenhöhe. “Schade, dass man das nicht größer feiern konnte”, sagte eine Gottesdienstbesucherin. Am 11. November hat die Tanzkompanie, ebenfalls in der Pliensauvorstadt im Kulturzentrum Dieselstraße, die Premiere ihres Programms “Innere Stimmen”. Die Treppenraupe aber bleibt ein Angebot für gehbehinderte Menschen und Rollstuhlfahrer*innen: Die Südkirche hat damit einen ersten Schritt in Richtung Inklusion gemacht.
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