Wenn man die Lahn paddelt, ist das nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Die auf 235km durchgängig befahrbare Lahn gehört zu den schönsten Wanderflüssen Deutschlands. Der aus dem Rothaargebirge kommende Fluss trennt den Taunus vom Westerwald. In seinem Verlauf wechseln sich schroffe Felsen und flache Ufer in verschieden breiten Talbecken ab. Die Landschaft ist geprägt von Wäldern, Feldern und jeder Menge Historie. Von den Römern bis zur Neuzeit findet man alle Stilrichtungen in einer bunten Mischung entlang des Flusses. Die Lahn kann ruhig und friedlich sein oder mächtig und abenteuerlich – jeder Abschnitt hat seinen eigenen Reiz. Die Durchfahrt von Städten wie Marburg, Limburg oder Gießen ist überwältigend. Das Lahntal ist wild-romantisch und das Ende zum Rhein hin geschäftig und urbanisiert.
Der Plan von Guido war, drei Tage lang zu paddeln. Kein Bock mehr auf Corona. Einfach raus. Alleine. Der Einstieg erfolgte in Marburg, das Ende war noch offen. Da es coronabedingt keine offenen Wirtshäuser gab, bestand die Verpflegung aus einem Vesper unterwegs und abends Dosenravioli vom Esbitkocher am Flussufer. Auch wenn die gemütlichen Gasthäuser (die alle vom Wasser aus zugänglich sind) irgendwie fehlten, hatte diese Art zu reisen etwas ganz besonderes. Auch das Frühstück im Morgennebel am Fluss gehört zu den bleibenden Erinnerungen, die sich tief einprägen. Bei Weilburg ging es durch den einzigen frei befahrbaren Schiffstunnel Deutschlands: 200 m lang mit einem handbetriebenen Dopplelwehr am Ende. Der Blick von der Schleuse Runkel auf den uralten Ortskern war eines der prägenden Bilder dieser Tour. Auch die Durchfahrt durch das beleuchtete Bad Ems in der Dämmerung kann man kaum beschreiben. Jedes Wehr ist anders, nach jeder Kehre erlebt man etwas neues – und plötzlich ist die Tour mit der Einmündung in den Rhein zu Ende. 175km und 34 Wehre weg wie nix. Die Lahn ist eine Reise wert.