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Am kommenden Sonntag, 23. April 2023, findet um 18 Uhr im Festsaal des Theodor-Rothschild-Hauses Esslingen, Mülbergerstr. 146 (gegenüber der Burg), ein Vortrag statt über eine historische Figur, die die jüdische Welt ungeheuer erschüttert hat – Sabbatai Zwi. Zwi wurde 1626 in Smyrna (Izmir), geboren und erhielt in seiner Jugend eine traditionelle jüdische Ausbildung. Bald wandte er sich dem Studium der Kabbala zu, geriet aber mit verschiedenen jüdischen Gemeinden, in denen er sich aufhielt, in Konflikt, sodass er diese verlassen musste und schließlich 1664 eine geistliche Unterweisung bei Nathan Aschkenasi in Gaza erhielt. Nathan erklärte Zwi zum Propheten, was Zwi 1665 ermutigte, sich zum Messias zu erklären. Er ernannte zwölf Mitglieder der Gemeinde zu Gaza als Vertreter der Stämme Israels und initiierte damit die sabbatianische Bewegung, welche sich rasch über die ganze Judenheit ausbreitete. Sie war Ausdruck der ungeheuren Krisen, die Europa und auch das Judentum erschüttert hatten – die Nachwirkung der Vertreibung der Juden aus Spanien im späten 15. Jahrhundert, die ungeheuren Pogrome unter Chmielnicky in Polen und der Dreißigjährigen Krieg in Mitteleuropa im 17. Jahrhundert. Zwi als Messias versprach den Juden die Erlösung aus ihren Gefährdungen. Als ihn die muslimische Obrigkeit in Konstantinopel zwang zu beweisen, dass er der Messias sei und Zwi dies ablehnte, musste er zum Islam übertreten, um sein Leben zu retten- ein ungeheurer Schock für die ganze jüdische Welt, die ihm bis dahin in Scharen zugelaufen war. Schließlich starb er 1676 in Bosnien im Exil.
Der Referent des Abends ist Herr Prof. Dr. Stephan Schreiner. Er lehrte Religionswissenschaft und war Direktor des Institutum Judaicum an der Universität Tübingen und ist heute Seniorprofessor dort.