Foto: R.Laschet
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Mut! Stark machen für Theodor-Haecker-Preisträgerinnen“ des Kulturamtes der Stadt Esslingen fand im Kutschersaal eine gut besuchte Veranstaltung für Maria Kalesnikava statt. Nach der Begrüßung und Einleitung durch OB Klopfer illustrierte Rolf Laschet (West-Ost-Gesellschaft) in einem Kurzvortrag über die jüngere Geschichte, wie Belarus sich in den letzten 30 Jahren unter Lukaschenko als Versuchslabor einer immer autoritäreren Politik spätestens nach den gefälschten Augustwahlen von 2020 zu einem totalitären personalistischen Machtsystem entwickelt hat, in dem ein Smartphonelike an der falschen Stelle zu einer mehrjährigen Haftstrafe führen kann.
Im Podiumsgespräch mit der ZDF Journalistin Arta Ramadani erzählte die Schwester Maria Kalesnikavas, Tatsiana Khomich, dass es nach einer Notoperation infolge eines Magengeschwürdurchbruchs – zuvor hatte Maria mehrere Wochen in einer 3qm-Starfzelle verbringen müssen – seit Beginn dieses Jahres kein authentisches Lebenszeichen mehr von Maria gibt. Sie appellierte, die 1500 anerkannten politischen Häftlinge (Dunkelziffer 10 000) nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das weitere politische Schicksal von Belarus hänge vor allem von der weiteren Entwicklung des Ukrainekriegs ab. Tatsiana Khomich regte an, nach dem Vorbild der Aktionen „Kinder von Tschernobyl“ Erholungsaufenthalte für Kinder von politischen Häftlingen und Flüchtlingen, die oft in bitterer Armut leben, zu organisieren. „Ein Auslandsaufenthalt kann ein ganzes Leben verändern.“ Den Appell Helmut Thienwiebels, alle zivilen Kontakte nach Belarus möglichst intensiv weiterzupflegen, damit die Menschen dort sich nicht im Stich gelassen fühlen müssten, unterstützte sie mit allem Nachdruck.
Die Veranstaltung wurde von den bedrückenden und erschütternden Klängen zweier Musiker des Trios vis-a-vis umrahmt, das von Maria Kalesnikava mitbegründet worden war.