Foto: Adalbert Kuhn
Glücklicherweise führte der Kalte Krieg trotz massiven Wettrüstens nicht zu einem Dritten Weltkrieg, sondern endete durch gewaltfreie Revolutionen in mehreren Staaten des Warschauer Paktes. Es wird jedoch immer noch argumentiert, die gegenseitige nukleare Abschreckung habe zwischen 1949 und 1991 einen Krieg zwischen NATO und Warschauer Pakt verhindert. Damit wird massiv dazu beigetragen, den Mythos der nuklearen Abschreckung am Leben zu halten. Allerdings gab es mehrere Situationen, in denen die Welt nur knapp einem Atomkrieg zwischen den beiden Machtblöcken des Kalten Kriegs entgangen ist. Dazu gehören die hinlänglich bekannte Kubakrise 1962. Aber auch mindestens dreimal (9.11.79, 3.6.80 und 06.06.80 ) löste das US-Abwehrsystems NORAD einen Fehlalarm aus, der zu einem Atomkrieg hätte führen können. Des Weiteren gab es mindestens einen Fehlalarm der sowjetischen Luftabwehrsysteme in der Nacht vom 25. auf den 26. September 1983. Zu schweren Irritationen führte auch das NATO-Manöver „Able Archer 83“ vom 7.-11. November 1983, der einen Atomkrieg simulierte. Der hohe Realitätsgrad, die strenge Geheimhaltung sowie das zu dieser Zeit besonders angespannte Verhältnis zwischen den
USA und der Sowjetunion sollen im Warschauer Pakt zu dem Verdacht geführt haben, es handele sich bei der Übung um einen Deckmantel für einen tatsächlich unmittelbar bevorstehenden Nuklearschlag.
In Wirklichkeit gilt also: Nukleare Abschreckung schützt nicht vor gefährlichen Eskalationsspiralen zwischen Nuklearmächten oder vor einem Atomkrieg aus Versehen. Im Gegenteil, beides ist überhaupt nur möglich, seit und solange es Atomwaffen gibt.