Foto: Adalbert Kuhn
Gut gefüllt war der Saal im Gewerkschaftshaus bei der ergreifenden Lesung von Nirit Sommerfeld aus ihrem Debütroman »Beduinenmilch«. Lebendig schilderte sie die Protagonistin Talia, die kurz vor ihrem 18. Geburtstag 2014 aus Berlin zu ihren Verwandten in Israel reist, um dort Militärdienst zu leisten. Der wird von vielen als ehrenvolle Pflicht angesehen. Talia entdeckt, dass Palästinenser, die man in Israel allgemein als verschlagen und gefährlich beschreibt, auch Menschen sind. Die illegalen palästinensischen Bauarbeiter gratulieren ihr zum Geburtstag. Als ihre Großmutter die Wunde des einen versorgt, erfährt Talia, dass dies in Israel eine Straftat ist. Sie reist mit Menschenrechtsaktivisten von „Breaking the Silence“ in die besetzten Gebiete. Von ihren Verwandten wird ihr klar gemacht, dass sie das ganze Volk gefährdet, falls das Militär einschreiten müsste, um sie dort evtl. zu retten. Talia erfährt von Vertreibungen, Häuserzerstörungen, Verhaftungen und Tötungen durch israelische Soldaten. Sie erlebt familiäre Gastfreundschaft bei Palästinensern. Aus den Tagebüchern ihres Großvaters erfährt sie von der Vertreibung von Palästinensern bei der Staatsgründung Israels und von Kriegsverbrechen an ihnen. In der anschließenden Diskussion erzählte Sommerfeld von ihren eigenen Erfahrungen in Israel und Palästina. Deutlich wurde insgesamt: Menschenrechte und Menschenwürde gelten für alle, aber wir müssen einfordern, dass diese auch praktisch durchgesetzt werden. „Nie wieder! gilt für alle, so Sommerfeld. Warum das Buch „Beduinenmilch“ heißt, muss jeder Leser selbst herausfinden. Der lange Beifall zeigte, dass sie vielen TeilnehmerInnen aus dem Herzen gesprochen hat.

