Foto: Marc Schnieders
Am vergangenen Sonntagabend konnte ein hingerissenes Publikum in der übervollen Hohenkreuzkirche ein Konzert erleben, in dem der Russische Chor Esslingen unter der meisterhaften Leitung von Alevtina Prokhorenko eine musikalische Anthologie der klassischen russischen Lyrik präsentierte, ergänzt um ein Lied des „ukrainischen Goethe“ Taras Schevtchenko, in dem es der Wind nicht schafft, die kummervollen Gedanken zu verwehen.
Es begann mit den mächtigen Fanfarenstößen des „Frost und Sonne“ – Gesangs von Alexander Puschkin, die aber schnell in die lyrische Reminiszenz des düsteren und bedrückenden Vorabends übergingen, einfühlsam besungen von Oxana Hermes. Anschließend ließen Marit Bonerewitz und Cornelius Hauptmann als faszinierendes Duett in Sviridovs Gesang die Morgenglocken läuten.
Das Goldene Zeitalter der russischen Literatur prägte auch Michail Lermontov, der Meister der lyrischen Gestaltung von Sehnsucht, z.B. der Kiefer im kalten Norden nach einer in warmem Land stehenden Palme oder des alten Felsens nach der kleinen goldenen Wolke, die ihn spielerisch fröhlich verlässt. Lermontovs “Einsam trete ich auf den Weg” wurde dann wunderschön intoniert von Theodor Schmitz.
Den Übergang zum Silbernen Zeitalter der russischen Lyrik leiteten Tjutchevs extremer Alpengesang und die Serenade Afanassij Fets ein, ehe am Schluss in den Interpretationen Aleksander Bloks der Schritt in das 20. Jahrhundert durch das tangoähnliche Lied über eine Unbekannte erfolgte. Und nach Bloks Versen sang der Chor: “Man möchte nur glauben,/ dass zur Neige der Jahre/ Du meine Seele, zurückkehrst/ In das allerklarste Licht.
Nach diesem Konzert beginnt der Chor ab dem 5.Februar mit den Proben für ein neues Programm mit geistlicher Musik – ein optimaler Einstiegszeitpunkt für neue Sängerinnen und Sänger. Russischkenntnisse sind nicht erforderlich. Geprobt wird mittwochs von 20 – 21.30 Uhr im Beblinger Gemeindehaus vor der Frauenkirche. Informationen unter 0711/3705809.