Wie gerne würden wir uns alles ganz anders herbeiwünschen. Andere Zeiten, andere Orte, andere Zustände, andere Nachbarn, womöglich sogar eine andere Verwandtschaft. Und das soll Weihnachten sein?! Soll nicht gerade da alles prächtig glänzen, glitzern, leuchten, klingen und wohlig duften?! Manchmal scheint etwas so gar nicht gelungen. Früher hätte es so etwas nicht gegeben, wird mir gesagt.
Kennen Sie die Legende von der Christrose? Selma Lagerlöf hat sie in einer atmosphärisch sehr dichten Sprache niedergeschrieben. Es geht um das Leben einer Räuberfamilie, die weit draußen im Wald wohnen muss. Doch gerade ihnen, den von der Dorfgemeinschaft Ausgegrenzten und Isolierten, erblüht in der Christnacht ein lieblicher Garten.
Das Wunder ereignet sich Jahr für Jahr – bis zu jener Christnacht, in der das Räuberkind den Abt zum Christgarten führen darf. Doch dem Begleiter des Abtes wird es zu viel. Er misstraut der Räubersfrau, ihm kommt alles falsch, lebensgefährlich, widerrechtlich und unnatürlich vor. Die Angst überkommt ihn und er zerstört das Wunder. Die himmlischen Heerscharen verstummen, das Licht erlischt, eisige Kälte und Dunkelheit kehren zurück und beherrschen die Winternacht. Doch eine kleine, unscheinbare Wurzelknolle in der Faust des Abtes bleibt zurück. Und im Jahr darauf, als es wieder dunkel und frostig wird, treibt die Knolle aus und blüht. Es wächst unter struppigem Laub eine zarte, weiße Blüte heran, ein Beweis für den Christgarten – es gab ihn eben doch! Die Angst hat nicht das letzte Wort. Demnach hat das so seine Richtigkeit, dass die Christnacht denen leuchtet, die im Dunkeln wohnen.
Jetzt knospen die Christrosen wieder – in dunkler Zeit an unscheinbaren Orten, eben gerade dort wo man keinen prächtigen Christgarten vermutet. Achten Sie mal drauf.
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