Foto: M. Bonerewitz
Wer kann, reist aus. Solange es noch geht. Und das gilt insbesondere für die literarische und musikalische Intelligenz. Zunächst nach Berlin, später dann nach Paris oder in die USA.
Hier ist nicht die Rede von Putinrussland 2022/23. Es geht um den russischen Exodus nach den Umstürzen von 1917, die das Land vor rund 100 Jahren in einen verheerenden Bürgerkrieg und eine katastrophal grausame Zeitenwende stürzten. Es mussten auch viele Komponisten wie Rachmaninov, Schwedov, Gretschaninov, Kedrov u.a. emigrieren, die wunderschöne orthodoxe Liturgien komponiert hatten, für die es im neuen atheistischen, kirchenfeindlichen Regime keinerlei Verwendung mehr gab und deren religiöse Schaffenskraft dann im Ausland leider oft versiegte.
Daher präsentiert der Russische Chor Esslingen unter der Leitung von Alevtina Prokhorenko, der nach Corona und trotz des Krieges wieder im Wachstum begriffen ist, nun ein neues Konzertprogramm mit dem für die heutige Situation der russischen Kultureliten tragisch zutreffenden Thema: „Aus den Kathedralen des Exils – sakrale Gesänge russischer Komponisten der Emigration“. Der nun schon mehr als 30 Jahre singende Chor möchte damit ein musikalisches Licht in der von Russland verbreiteten putinschen Finsternis anzünden, das vielleicht auch eine kleine Brücke in eine hoffentlich nicht allzu ferne, friedlichere Zukunft zu werfen vermag. Denn es wird ja dann irgendwie weitergehen müssen – hoffentlich.
Jedoch in der Jetztzeit ist Emigration angesagt, äußere, aber auch innere, für die der Chor dem Esslinger und Stuttgarter Publikum Beispiele liefern wird.
Die Konzerte finden an diesem Wochenende statt:
Am Samstag, dem 18. März 2023, in Stuttgart-Hofen St.Barbara, 18:30 Uhr.
Am Sonntag, dem 19. März 2023, in Esslingen in der Stadtkirche St. Dionys, 18 Uhr.
Die Konzerte dauern etwas mehr als eine Stunde. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.