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Philharmonischer Chor Esslingen

Ein genial komponiertes Gesamtkunstwerk

Foto: Mareike Malucha

Erkältungsviren schrecken vor nichts zurück, schon gar nicht vor Sängern. Die Sopransolistin meldete sich am Konzertmorgen krank, doch Glück im Unglück: Das Adressbuch der Dirigentin fand mit Johanna Zimmer eine international renommierte Künstlerin, die zum „i-Tüpfelchen“ auf dem Solistenquartett wurde.

Den Besuchern fiel es nicht leicht, ihren Beifall 15 Mal zurückzuhalten bis zur Pause, aber dann: Beifall für Frazan Adil Kotwals Winterwanderung – ein appalachisches Lied, das unter die Haut ging, kongenial begleitet von Yu-Chieh Su, die am Klavier und auf der Orgel den ganzen Abend über eine sehr sensible Begleiterin war; Beifall, um den stockenden Atem zu lösen bei Anna-Maria Haberbergers packender Interpretation von Brahms geistlichem Wiegenlied op.91/2 – eine wunderbare Stimme und große Liedkunst bei einer noch jungen Sängerin; Beifall für Johanna Zimmers engelsgleichen Sopran und die sie begleitende Harfenistin Henrietta Fryer, die den Saal mit Max Regers „Mariä Wiegenlied“ verzauberten, bevor „die Könige“ von Peter Cornelius im chorischen Choral-Arrangement von Clytus Gottwald alle vorhandenen „Gänsehäute“ in Aktion setzte. Ein Glücksgriff war nicht nur die Harfenistin selbst, sondern auch das provenzalische Weihnachtsstück von Marcel Grandjany, platziert vor dem Cornelius-Lied „Die Hirten“, wie geschaffen für David Krahls sängerische Gestaltungskunst.

Am liebsten hätte das Publikum spontan oft losgeklatscht für den strahlenden Chor und seine Dirigentin Sabine Layer. Ihr Programm hatte eine musikalische Breite von begeisternden Chorsätzen bis zur poppigen Zugabe von Oliver Gies „Still, still“, den beiden Publikumsliedern und einer unvergesslichen Aufführung von Saint-Saëns‘ Weihnachtsoratorium, getragen von der hochmusikantischen homogenen Klangkultur des Streichquintetts der Süddeutschen Kammersolisten. Es stimmte einfach alles! Der Beifall wollte nicht enden. Der Philharmonische Chor kann stolz in sein 60. Jahr gehen. gr