Fahren die Grünen beim Gendern zweigleisig? Auf der einen Seite Winfried Kretschmann, der verkopfte Sprachregelungen ablehnt, während er auf der anderen Seite seine Partei munter weiter gendern lässt? Das wollte der Esslinger CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Deuschle genauer wissen und hat bei Kretschmanns grüner Wissenschaftsministerin Bauer nachgehakt.
Und diese gestand für die Landesregierung in der jetzt vorliegenden Antwort tatsächlich Vorgaben für eine „geschlechtersensible Rechtssprache“ ein, sah aufgrund der Äußerungen ihres Ministerpräsidenten jedoch – so wörtlich – „keinen Anlass, besondere Konsequenzen zu ziehen.” Kretschmann hatte sich im Sommer publikumswirksam gegen ein „überspanntes Sprachgehabe“ gewandt: „Jeder soll noch so reden können, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.“
Deuschle fasst es so zusammen: „Herr Kretschmann vermarktet sich öffentlich als Kritiker des Genderns, der hier nah am Otto-Normal-Verbraucher und deshalb strikt gegen irgendwelche Sprachvorschriften ist. Tatsächlich hat das Gendern aber längst Eingang in die von seiner Regierung gebrauchte Rechtssprache gefunden.“ Mehr noch: Ministerin Bauer wirke etwa auch über das Landeshochschulgesetz implizit auf das Gendern an den Universitäten hin, verweigere sich auf Nachfrage jedoch jeder kritischen Auseinandersetzung.
„Teure Umbenennungen von Studenten- in Studierendenwerke sind hier nur ein Aspekt“, so Deuschle. „Richtig problematisch wird es, wenn sich die Studenten nicht im Klaren sind, ob die aufgestellten Sprachregelungen – etwa bei der Notengebung – sanktionsbewährt sind oder nicht.“ Hier beginne bereits das von Kretschmann kritisierte “überspannte Sprachgehabe”, dem seine Wissenschaftsministerin Vorschub leiste.