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Weil unsere Welt ein Tummelplatz bizarrer Rankings ist, gibt es selbstverständlich auch eine „ewige Liste“ der meistgesungenen Requiem-Vertonungen in Deutschland. Auf Platz 2 nach Mozart und vor Verdi steht „Ein deutsches Requiem nach Worten der Heiligen Schrift“ (UA 1868) von Johannes Brahms. Und wie die Schrift, so erschließt sich auch die Musik immer wieder neu. Fünfmal hat allein Herbert von Karajan zwischen 1947 und 1983 das Werk eingespielt.
Was dieses Requiem bei Chören, Orchestern und ihrem Publikum so beliebt macht, ist nicht zuletzt der Verzicht auf die traditionelle lateinische Liturgie der Totenmesse mit ihrer Überbetonung der Schuld und des ewigen Gerichts. Brahms hat selbst Texte des Alten und Neuen Testamentes aus der Lutherbibel zusammengestellt, die vorrangig den Trost der Hinterbliebenen zum Ziel haben. Sieben Sätze sind am Ende herausgekommen, zwei von ihnen gehören zum Repertoire des Konzerts „Oratorium hautnah“ am 18. Mai um 19 Uhr im Konzerthaus DAS NEUE BLARER. Und wie bei den drei anderen Werken von Händel, Bach und Mendelssohn halten auch hier sich das aktive Mitsingen und das Genießen die Waage, Anspannung und Entspannung. Das ist das Einmalige und Erstmalige der Konzertidee von Sabine Layer. Es geht um Ausschnitte aus dem 2. und 4. Satz.
„Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“ – mit dieser einstimmig gesungenen Melodie beginnt der Satz „langsam, marschmäßig“, ein Marsch wie eine Prozession im Dreivierteltakt, der die Stimmen öffnet und sie klingen lässt, ihnen gleichzeitig ein überlegtes Atemmanagement abverlangt. So wird der 4. Satz „Wie lieblich sind deine Wohnungen“, gesungen vom Philharmonischen Chor, für viele willkommener Ruhepunkt sein.