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Oratorien-Verein Esslingen e.V.

Kennen Sie? >Schicksalslied< und >Nänie<

Foto: Privat

Mit seinem künstlerischen Leiter, Fabian Weithoff, hat es sich der Oratorien-Verein Esslingen zur Aufgabe gemacht, Kleinode zu Gehör zu bringen. Nur noch wenige Tage sind es bis zum Sonntag, 17. November um 17 Uhr. Dann ertönen in der Stadtkirche neben Presuhn auch zwei Kompositionen von Johannes Brahms, die nur einem kleinen Kreis von Musikliebhabern bekannt sind.

Die textliche Vorlage für das Schicksalslied liefert Friedrich Hölderlin mit seiner Figur des Hyperion. Es ist der absolute Tiefpunkt im Leben des Protagonisten, als dieser zum Spiel seiner Laute sein Schicksalslied anstimmt. Es beschreibt die Zerrissenheit zwischen göttlicher und menschlicher Welt: das heiter-sorglose Leben der Götter ist unendlich weit weg vom mühevollen und begrenzten Dasein der Menschen, die von einer Stunde zur anderen ihrem Schicksal ausgeliefert, entwurzelt und fallen gelassen sind, „wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen…ins Ungewisse hinab“. Mit diesen düsteren Aussichten endet die textliche Vorlage. Diese Tatsache scheint Brahms lange beschäftigt zu haben. Er fasst verschiedene Optionen ins Auge und entscheidet sich schließlich dazu, den Chor nach diesen Worten verstummen zu lassen.

Mit der Nänie, allgemein ein Trauergesang aus dem antiken Rom, verabschiedet sich Brahms von seinem verstorbenen Freund, dem Maler Anselm Feuerbach. Der Musik liegt Schillers Gedicht Nänie zu Grunde, das in seinen Worten an Beziehungsdramen aus der Mythologie erinnert. Orpheus gelingt es trotz aller Liebe nicht, seine Eurydike aus der Unterwelt zu retten. Die Göttin Aphrodite wird den Tod ihres Geliebten Adonis nicht verhindern können, der vom eifersüchtigen Ares (dem Gott des schrecklichen Krieges, des Blutbades und des Massakers) in der Gestalt eines wütenden Ebers tödlich verletzt wird. Und auch Thetis wird ihren Sohn Achilles nicht vor dem Tode bewahren können. Aber, so Schiller: alles Beliebige und Allgemeine ist ebenso vergänglich, es wird aber auf immer dem Vergessen anheimfallen.