Foto: Gertraud Luik
Nach zweieinhalb Stunden Chorerlebnis war allen klar: Beifall ist etwas für den Augenblick; denn Worte können nicht beschreiben, was die Besucher am 19. Oktober in der Hohenkreuzkirche erlebt haben.
Zwei Dutzend Lieder umfasste dieses Chorerlebnis, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Aber so ist es nun einmal mit der „Heimat“, dem Motto des Abends. Ein gefährliches Thema, das einen sehr schnell in Kitsch und seichte Fahrwasser führen kann. Mit einem Schmunzeln und einem herrischen Befehl begann es: „Und du mein Schatz bleibst hier!“ Das schwäbischste aller Abschiedslieder, das seinen Weg bis Memphis, Tennessee geschafft hat, drehte den Spieß um und ließ erahnen, dass es in dem Konzert nicht um deutsche Eichen geht.
concordia@heimat.de titelte Sabine Layer ihre Musikauswahl. Heimat ist da, wo die oder der Liebste ist, seine Stimme, der Stern, den sie ihm gesandt hat, das Lied, das die Mutter sang oder einfach dort, wo sich das W-LAN ganz von allein verbindet. Und natürlich im „Heimattal im Schwabenland“. Max Orrels „Heimatlied“ wird seit 70 Jahren von allen Männerchören mit Inbrunst und Pathos zelebriert. Aber 11 Sänger, vierstimmig? Zu hören gab es a-cappella-Gesang vom Feinsten. Und als es später um die „himmlische Heimat“ ging, lieferten über zwei Dutzend Sängerinnen Frauenpower, wohlgemerkt gesungen, nicht gebrüllt. Wie Sabine Layer ihren Chor durch „Freud und Leid“ führte, war phänomenal – große Chorleiterkunst und eine PR-Veranstaltung fürs Singen im Chor.
Es war auch ein Konzert mit Überraschungen. Bei der Pop-Hymne „That´s what friends are for“ übernahm Walter Schumacher Stevie Wonders Mundharmonika-Part und Pianistin Yu-Chieh Su bewegte sich auf den Pianospuren von Elton John. Und weil zu Heimat im Schwabenland das Akkordeon gehört, gab es zwei Interludes: Christel Rühle begeisterte mit den „O du lieber Augustin“-Variationen von Hans Fellner und argentinischen Tangos von Astor Piazzolla; Ja, ein kleines Stück Musik kann ein Stück Heimat sein.