Foto: Rainer Hillgärtner
„Jeder kehre vor seiner eigenen Tür“. Das geflügelte Wort hat offenkundig universelle Gültigkeit. Bewohner der Unterkunft für Geflüchtete in Esslingen Sulzgries haben jetzt in einer Gemeinschaftsaktion zum wiederholten Mal Sperrmüll zusammengetragen: Verschlissene Matratzen, kaputte Wäschegestelle, alte Schrankteile, und dergleichen mehr. Der Unrat hatte sich rund um die zwei Unterkünfte in der Kornhalde 14 angesammelt. Das hat Missfallen ausgelöst. Zahlreiche Teile wurden nicht von Bewohnern dort deponiert, sondern offenbar von Fremden. Das haben ehrenamtliche Unterstützer der Geflüchteten beobachtet.
In den von der Stadt zur Verfügung gestellten Häusern wohnen derzeit 35 Menschen aus 12 Ländern. Die hohe nationale Durchmischung in der Kornhalde erschwert den Zusammenhalt unter den Bewohnern, sagen die einheimischen ehrenamtlichen Unterstützer. Verschiedene Sprachen, Religionen und Kulturen machten die Lage nicht einfacher. Die Engagierten der Initiative für Geflüchtete in RSKN erleben die Bewohner häufig als Einzelgänger; Freundschaften werden eher außerhalb der Unterkunft in der jeweiligen Community gepflegt. Das Zusammenleben in der Kornhalde ist demnach nicht leicht, aber dennoch frei von problematischen Vorkommnissen. Und wenn es darauf ankommt, gemeinschaftlich einmal selbst zuzupacken, gelingt das, wie die Sperrmüllaktion eindrucksvoll gezeigt hat.
„Unsere Bewohner leiden aber unter fehlender Perspektive, ausländerrechtlich sind sie nur geduldet. Könnten sie fehlende Identitätsdokumente nachreichen, bekämen sie schneller eine Beschäftigungserlaubnis, was ein großer Schritt in Richtung Integration bedeutet“, sagt Hanne Schmidt, die ehrenamtlich vor Ort mit engagiert ist. „Deutschkenntnisse sind der Schlüssel zur Integration. Mehr Abendkurse würden hier helfen.“
Die Initiative in RSKN ist seit 2016 aktiv und fördert auf ehrenamtlicher Basis vielfältige Maßnahmen für Integration und sozialen Zusammenhalt.