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Zugegeben, in den letzten Tagen war es recht regnerisch, so dass man vielleicht nicht so gerne nach draußen gehen wollte. Aber wenigstens ein kurzer Spaziergang kann nicht schaden! Erstens stärkt die frische Herbstluft unsere Lebensgeister, und zweitens können wir uns, bevor dann alle Blätter vollends abgefallen sein werden, jetzt immer noch an der Farbenpracht mancher Büsche und Bäume erfreuen.
Wissen Sie eigentlich, warum die zuvor so grünen Blätter im Herbst anfangen, in Rot und Orange und Gelb und sämtlichen Zwischentönen zu leuchten? Nun, was für uns ein Augenschmaus ist, ist für die Bäume eine Frage des Überlebens. Denn die Winterzeit ist eher trocken, weshalb der auf Wasser angewiesene Stoffwechsel der Pflanzen rechtzeitig auf Sparflamme gehen muss. Eine hundertjährige Rotbuche, als Beispiel, verdunstet etwa 400 Liter Wasser am Tag über die Blattoberfläche! Im Winter würde die Buche durch diesen Wasserverlust verdursten, deshalb muss sie ihre Blätter rechtzeitig loswerden. Doch zuvor entzieht die Pflanze den Blättern so viele “Wertstoffe” wie möglich, und lagert sie in Stamm und Wurzeln ein. Das betrifft vor allem das Chlorophyll, den Grundstoff der Photosynthese.
So – und jetzt kommt endlich die Lösung des Farbenrätsels: wird nämlich das zuvor grünleuchtende Chlorophyll abgebaut und den Blättern entzogen, werden andere Farben sichtbar, die vorher überdeckt waren. Sie werden u.a. von Anthocyanen und Carotinoiden hervorgerufen.
Der Laubfall bietet für den Baum zugleich auch die Gelegenheit für eine Entgiftungskur: angesammelte Giftstoffe sowie Abfälle des eigenen Stoffwechsels werden in die Blätter transportiert. Dann wird am Blattstiel ein Trenngewebe gebildet – quasi eine “Sollbruchstelle”: ein leichter Windhauch genügt dann, und das Blatt fällt!
Aber warum kommen die immergrünen Nadelgehölze ohne diesen Mechanismus aus? Weil die Nadeln nur eine sehr kleine Oberfläche haben, und dazu eine dicke Wachsschicht – die Verdunstung ist somit nur gering.