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SVOE-ZWIEBEL

Neue Visionen für die Pflege

Foto: Sozialstation Esslingen

Mit den 50 Jahre Sozialstation Esslingen e.V. geht ein Kapitel zu Ende und ein neues wird aufgeschlagen: Der Verein wandelt sich in eine gemeinnützige GmbH samt Stiftung und Förderverein. Und auch sonst stellt sich das Sozialunternehmen für die Zukunft auf.

 

Mit zwei Mitarbeiterinnen und einem stellvertretenden Geschäftsführer hat 1973 alles begonnen. Inzwischen zählt die Sozialstation 250 Mitarbeitende und erzielt einen Jahresumsatz von neun Millionen Euro. Ein mittelständisches Sozialunternehmen, das all die Jahre von einem ehrenamtlichen Vorstand geführt wurde. „Ein ehrenamtlicher Vorstand bei dieser Größenordnung – das war einfach nicht mehr zeitgemäß“, erklärt Johannes Sipple die Umwandlung vom Verein in eine gGmbH. Auf die umfassende Kompetenz seiner Vorstandsmitglieder, darunter ein Apotheker, ein Jurist, eine Pflegewissenschaftlerin und ein Bänker (siehe Foto Vorstand), kann der Geschäftsführer aber weiterhin zählen. Sie bringen ihr Fach-Know-how in neuer Funktion künftig in der Stiftung ein.

Qualität und Verlässlichkeit sind aus Sicht von Johannes Sipple ohnehin die zentralen Konstanten, die den Weg der Sozialstation Esslingen markieren – damals, heute und auch in Zukunft. Eine Aufgabe, die allerdings immer schwieriger wird: Denn einer wachsenden Zahl an pflegebedürftigen Menschen steht ein eklatanter Mangel an Pflegefachkräften gegenüber. Und dieses Ungleichgewicht wird sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch vergrößern. Auf „diese Welle“, wie Johannes Sipple den sich zuspitzenden Pflegenotstand umschreibt, haben Geschäftsführer und Vorstand der Sozialstation jetzt mit einem Paradigmenwechsel reagiert: Der bislang praktizierte Vorstandsbeschluss „Wir nehmen jeden auf und richten uns nach den Wünschen unserer Kunden“ gilt nicht mehr. Stattdessen sollen die Bedürfnisse der Mitarbeitenden stärker in den Blick genommen werden. Ein großer Einschnitt nicht nur für die pflegebedürften Menschen und ihre Angehörigen, sondern auch für die Pflegefachkräfte, die bislang in geteilten Diensten gearbeitet haben: morgens von 6 bis 12 Uhr und nachmittags von 16 bis 20 Uhr. Von diesem Arbeitszeitmodell wird sich die Sozialstation Esslingen schrittweise verabschieden und stattdessen flexiblere Arbeitszeiten anbieten. „Denn entweder gibt es in Esslingen Pflege und Hauswirtschaft zu den Zeiten, die zur Lebenssituation unserer Mitarbeitenden passt, oder es gibt eben nichts“, macht Johannes Sipple klar.

Mit diesem Paradigmenwechsel hofft der 38-Jährige zugleich die Attraktivität der Sozialstation Esslingen als Arbeitgeber zu steigern. Denn seiner Meinung nach liegt das eigentliche Fachkräftepotenzial nicht allein in ausländischen Fachkräften oder in der Ausbildung, sondern vielmehr in der Tatsache, „dass jede zweite ausgebildete Pflegekraft da draußen nicht mehr in der Pflege arbeitet.“ Grund dafür sind in erster Linie die Arbeitsbedingungen. Sie so zu gestalten, dass ausgebildete Fachkräfte bereit sind, wieder in ihren Beruf zurückzukehren oder aufzustocken, daran arbeiten Johannes Sipple und sein Team.