Foto: Rudi Brockes
Einmal hat die Bundesregierung etwas richtig gemacht. Das 9-Euro-Ticket war eine gute Antwort auf hohe Spritpreise. Aber das Ticket gibt es seit August nicht mehr und Bund und Länder streiten um die Finanzierung einer möglichen Nachfolge. Dabei sind die geplanten 49 Euro nicht wirklich attraktiv und 69 Euro indiskutabel. Die beste Lösung wäre aus Sicht der LINKEN der über Steuern finanzierte Fahrscheinlose ÖPNV. In Berlin – wo DIE LINKE mitregiert – wollte man nicht ewig warten, bis Bewegung in die Gespräche von Bund und Ländern kommt. Der Senat hat ein 29-Euro Ticket als Nachfolger beschlossen. Kleine Haken in der Sache: das Ticket gilt natürlich nur in Berlin und muss im Abo gebebucht werden. Davon ist man im Südwesten meilenweit entfernt, denn der VVS und die Stadt Esslingen streben leider in die andere Richtung. Der VVS hat für 2023 eine Preiserhöhung von 5% angekündigt und in Esslingen steht das beliebte Stadtticket auf der Streichliste zur Haushaltskonsolidierung. Dabei muss man wissen, dass der VVS von der Stadt für jedes verkaufte Stadtticket eine Ausfallgebühr für nicht verkaufte Einzeltickets verlangt. Dabei geht der VVS davon aus, dass die Kunden eines Tagestickets ansonsten zwei Einzeltickets kaufen würden. DIE LINKE hält diese Rechnung für widersinnig. Sie geht davon aus, dass die Kunden ansonsten mit dem eigenen Kfz fahren würden. Das macht im Jahr ca. 700.000 Euro aus. Eine merkwürdige Abrechnungslogik, will man den Nahverkehr attraktiver machen und neue Kund*innen gewinnen. Die gleiche Abrechnungslogik verhindert auch seit Jahren ein Sozialticket. Der Umstieg vom Kfz auf den ÖPNV wird nicht allein über den Fahrpreis zu erreichen sein. Dafür sind deutlich höhere Investitionen des Bundes und der Länder in die Infrastruktur notwendig. In Deutschland wurden von 2016 bis 2021 gerade einmal 40 km neue Bahnstrecken gebaut. Bis 2030 wollen Bund und Länder die Fahrgastzahlen verdoppeln. Auf diese Weise und in diesem Tempo befinden sie sich auf dem Holzweg.